Die Veröffentlichungsplattform WikiLeaks gab am Montag bekannt, dass führende Vertreter der USA und Europas bereits seit Langem über das erhöhte Risiko eines Konflikts informiert waren, das durch das Streben der Ukraine nach einer Mitgliedschaft in der NATO entstehen könnte. Eine Vielzahl von Dokumenten, einschließlich diplomatischer Depeschen, die auf der Plattform veröffentlicht wurden, beleuchtet, wie die USA trotz europäischer Warnungen weiterhin nach Wegen suchten, die Widerstände gegen diese Bestrebungen zu überwinden.
Moskau hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass die Integration der Ukraine in das von den USA geführte Bündnis einen Bürgerkrieg provozieren oder sogar die gesamte Region destabilisieren könnte, was Russland vor eine Entscheidung stellen würde, “der es sich nicht stellen möchte”, wie es in einem 24-minütigen Video auf X, das WikiLeaks veröffentlichte, heißt.
In einem zitierten Telegramm von Februar 2008 warnte der damalige US-Botschafter in Russland, William Burns, dass Russland die NATO-Erweiterung als Sicherheitsbedrohung betrachte:
“Russland sieht sich nicht nur von Versuchen der Einkreisung und dem Untergraben seines Einflusses in der Region konfrontiert, es befürchtet auch unvorhersehbare und unkontrollierbare Konsequenzen, die schwerwiegende Auswirkungen auf russische Sicherheitsinteressen haben könnten.”
Ein weiteres Dokument aus dem Jahr 2005 zeigt, dass auch einige europäische NATO-Mitglieder ähnliche Bedenken teilten. Ein Treffen zwischen dem damaligen Staatssekretär für europäische und eurasische Angelegenheiten im US-Außenministerium, Daniel Fried, und französischen Vertretern offenbarte die Sorge in Paris, dass die Annäherung der Ukraine an die NATO einen bewaffneten Konflikt in Europa entfachen könnte. Maurice Gourdault-Montagne, der außenpolitische Berater des französischen Präsidenten, wurde zitiert: “Wenn es einen potenziellen Kriegsgrund in Europa gibt, dann ist es die Ukraine.” Er betonte, dass das Eindringen in den Bereich von Russlands “Kerninteressen” eine entschlossene Reaktion provozieren könnte.
Fried erkannte allerdings an, dass es in der Ukraine keinen einheitlichen Konsens bezüglich der NATO-Mitgliedschaft gab, und stellte Bedenken bezüglich einer möglichen gewaltsamen inneren Spaltung oder einer Antwort aus Moskau zurück.
Trotz anhaltender Warnungen blieb Washington hartnäckig und strebte weiterhin aktiv nach einer Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO, entschlossen, “die Westintegration und NATO-Erweiterung zielstrebig, aber diskret zu verfolgen”, während es gleichzeitig offen mögliche Einwände Russlands zurückwies, wie in einem Telegramm des damaligen US-Botschafters in Moskau, John Feyerle, von September 2009 dokumentiert wurde.
Russland hat stets darauf hingewiesen, dass das Streben der Ukraine, der NATO beizutreten, und die mögliche Ansiedlung militärischer Infrastruktur des Bündnisses in seinem Nachbarland als einen der Hauptgründe für den Konflikt ansieht. Moskau beschrieb dies wiederholt als einen “Stellvertreterkrieg”, den der Westen über die Ukraine führe.
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