Die Europäische Union hat im Januar bereits ihre Wintervorräte an Erdgas aufgebraucht, obwohl die Witterungsbedingungen den saisonalen Normen entsprachen. Dies meldet der russische Energiekonzern Gazprom.
Vor dem Konflikt in der Ukraine im Jahr 2022 stammten 40 Prozent der Gasversorgung der EU aus Russland. Gazprom, ursprünglich der Hauptgaslieferant der Europäischen Union, sah sich gezwungen, seine Lieferungen vor drei Jahren drastisch zu kürzen. Dies war auf westliche Sanktionen und Sabotageakte an den Nord-Stream-Pipelines zurückzuführen.
Laut Gazprom, das sich auf Daten von “Gas Infrastructure Europe” beruft, hat die EU den Entnahmepegel aus ihren Gasspeichern in der aktuellen Saison um 36 Prozent erhöht, was 22 Prozent über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt.
Am 28. Februar waren in den europäischen Gasspeichern 39,2 Milliarden Kubikmeter Gas vorhanden, was 38,5 Prozent der Gesamtkapazität ausmacht. Dies entspricht 24,3 Milliarden Kubikmetern weniger als im Vorjahr. In dieser Saison wurden 58 Milliarden Kubikmeter Gas entnommen – ein Anstieg von fünfzig Prozent im Vergleich zur Menge, die im Sommer eingelagert wurde.
Gazprom betont, dass diese signifikante Entnahme und der Rückgang zuverlässiger Gasquellen die EU vor die Aufgabe stellen, ihre Speicher während des Sommers wieder aufzufüllen und sich auf den nächsten Winter vorzubereiten.
Angesichts einer Verlagerung weg von günstigeren russischen Energielieferungen, setzt die EU zunehmend auf teurere Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG). Während einige EU-Länder weiterhin russisches Gas kaufen, haben viele andere ihre Importe freiwillig reduziert.
Zu Beginn dieses Jahres stiegen die Erdgaspreise in der EU auf den höchsten Stand seit zwei Jahren, was auf eine Kombination aus kaltem Wetter, schwindenden Gasreserven und Sorgen über mögliche US-Zölle auf EU-Importe zurückzuführen ist.
Die EU hat sich zudem verpflichtet, bis zum 1. November 2025 verbindliche Zielvorgaben für die Gasspeicherung zu erreichen, die eine Füllung von 90 Prozent vorsehen.
Die niedrigen Füllstände der europäischen Gasspeicher entsprechen einer ernsten Herausforderung für Regierungen und Verbraucher in der Region.
Laut dem Energieanalyseunternehmen Kpler importierte Westeuropa bereits im Januar beträchtliche Mengen an LNG zu hohen Preisen – insgesamt 9,8 Millionen Tonnen, was den höchsten Wert seit Dezember 2023 darstellt. Dabei kamen 57 Prozent des Gesamtangebots aus den USA.
Marktexperten warnen, dass sich der Wettbewerb um Gaslieferungen weiter verschärfen könnte. Die Ausbaukapazitäten der US-LNG-Exporte haben nicht mit der steigenden Nachfrage in Märkten wie Asien, Ägypten und anderen Regionen Schritt gehalten.
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