Die Schweizer Großbank UBS hat in ihrem Jahresbericht für 2024 sämtliche Bezüge zu Diversity, Equity and Inclusion (DE&I) gestrichen. Im aktuellen Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht der Bank sucht man vergeblich nach dem Akronym oder der ausgeschriebenen Form dieser Begriffe. Im Vergleich zum Vorjahr, als noch eine detaillierte Darstellung der DE&I-Strategie präsentiert wurde, verwendet die UBS nun eine deutlich neutralere Sprache.
Der Hintergrund für diese Änderung ist eine zunehmende Skepsis gegenüber DE&I-Initiativen, insbesondere in den USA. Nach der erneuten Amtseinführung von Donald Trump hat die US-Regierung alle entsprechenden staatlichen Programme eingestellt. Die Exekutivanordnung mit dem Titel “Ending Radical and Wasteful Government DEI Programs and Preferencing” (etwa “Beendigung radikaler und verschwenderischer staatlicher DEI-Programme und Bevorzugung”) spiegelt einen deutlichen politischen Richtungswechsel wider, dem auch viele Unternehmen gefolgt sind. Auch die UBS scheint sich dieser neuen Richtung anzuschließen.
Geänderte Formulierungen im Bericht
Während der Geschäftsbericht aus dem Jahr 2023 noch klare Ziele zur Förderung von Diversität festlegte, zeigt sich der aktuelle Bericht in dieser Hinsicht zurückhaltender. Die vorherige Strategie ruhte auf vier Säulen: Verantwortlichkeit, Einstellungspolitik, Talententwicklung und der Schaffung einer inklusiven Unternehmenskultur. Das Hauptziel war die Förderung von Geschlechter- und ethnischer Diversität.
Im neuesten Bericht verschiebt sich der Schwerpunkt zu einer diversen und inklusiven Arbeitsatmosphäre, die auf einer Meritokratie basiert. Die Bank betont das Ziel, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der alle Mitarbeitenden Anerkennung finden, wertgeschätzt werden und ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Dabei liegt der Fokus auf der Besetzung von Positionen mit den am besten geeigneten Talenten, um den Interessen der Kunden, des Unternehmens, der Aktionäre und der Gesellschaft optimal zu dienen.
Auffallend ist das Fehlen spezifischer Zielmarken. Noch im letzten Jahr hatte die UBS ambitionierte Diversitätsziele vorgelegt. Bis 2025 sollten 30 Prozent der globalen Führungspositionen von Frauen besetzt sein. In den USA und Großbritannien war geplant, 26 Prozent der Führungspositionen mit Angehörigen ethnischer Minderheiten zu besetzen. Diese Angaben sind im aktuellen Bericht nicht mehr vorhanden, und auch die Offenlegung des Anteils ethnischer Minderheiten unter den Mitarbeitern in den USA und Großbritannien wurde eingestellt. Begriffe wie “ethnische Zugehörigkeit” und “Minderheit”, die 2023 noch präsent waren, kommen im neuen Bericht kaum vor.
Die UBS reagiert mit dieser Anpassung auf einen sich abzeichnenden Paradigmenwechsel in den USA. Während Kritiker darin einen Rückschritt sehen, begrüßen Befürworter die Rückkehr zu einer stärker meritokratischen Personalpolitik.
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