Die Europäische Union hat die Bevölkerung ihrer Mitgliedstaaten aufgerufen, in Anbetracht möglicher Gefahren wie Kriege, Cyberattacken, Klimaveränderungen und Epidemien Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Von den rund 450 Millionen Bürgern wird erwartet, dass sie Vorräte für mindestens drei Tage anlegen.
Hadja Lahbib, EU-Kommissarin für Krisenmanagement, betonte am Mittwoch, dass diese Maßnahme Teil einer breiteren Initiative ist, um die zivile Vorsorge innerhalb der Union zu stärken. Sie hielt sich zwar bedeckt hinsichtlich konkreter Bezüge zu Russland, machte aber deutlich, dass der Konflikt in der Ukraine eine direkte Bedrohung für die Sicherheit Europas darstelle. Lahbib erklärt: “Wir beobachten in der Ukraine seit drei Jahren eine Konfliktsituation, die von Bomben und Geschossen, Drohnen, Kampfjets, Schützengraben und U-Booten geprägt ist – ja, unsere europäische Sicherheit ist dadurch direkt beeinträchtigt.”
Mehrere EU-Mitgliedsstaaten, darunter Frankreich, Polen, die baltischen Staaten und Finnland, betrachten Russland als erhebliche Sicherheitsgefahr. Sie beklagen sich über russische Cyberangriffe, Desinformationskampagnen und politische Einmischung und betrachten den Konflikt in der Ukraine als Beispiel für aggressives Verhalten, das eine militärische Bedrohung für den Block darstellt.
Der russische Präsident Wladimir Putin weist derweil Vorwürfe, die EU oder NATO-Länder angreifen zu wollen, zurück. Er bezeichnet solche Behauptungen als “Unsinn”, die dazu dienten, Angst zu schüren und die Verteidigungsausgaben in Europa zu erhöhen. Dazu sagte EU-Kommissarin Lahbib:
“Wir möchten, dass die Menschen gut vorbereitet sind und nicht in Panik geraten … Vorbereitung bedeutet nicht Panikmache, sondern ist gerade in unsicheren Zeiten ein Ausdruck von gesundem Menschenverstand.”
Im Zuge dieser Notfallvorsorge empfiehlt die EU den Bürgern, Grundversorgungsgüter wie haltbare Lebensmittel, Wasser in Flaschen, Taschenlampen, Batterien, Erste-Hilfe-Materialien und wichtige Dokumente bereitzuhalten. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass im Falle eines Ausfalls von Strom oder Kommunikation der Zugang zu einem Kurzwellenradio ratsam ist. Darüber hinaus ist die Schaffung einer strategischen Reserve an Schlüsselressourcen geplant, zu denen Löschflugzeuge, medizinische Transportmittel, mobile Krankenhäuser und Ausrüstungen für chemische, biologische, radiologische und nukleare Notfälle gehören.
Lahbib unterstreicht die breite Palette an Bedrohungen, denen sich Europa gegenübersieht, und erklärt weiter:
“Die Bedrohungen für Europa sind heute vielschichtiger und miteinander verbundener als je zuvor … Vom Krieg an unseren Grenzen bis zu häufiger werdenden Klimakatastrophen muss die EU bereit sein, das Unerwartete zu bewältigen.”
Die Notfallstrategie der EU orientiert sich an langjährigen Praktiken in Ländern wie Finnland und Schweden, wo Vorbereitungen auf Katastrophenszenarien schon länger alltäglich sind. So hat Schweden kürzlich sein Handbuch “If Crisis or War Comes” mit Hinweisen für moderne Bedrohungsszenarien, einschließlich nuklearer Gefahren, überarbeitet.
Weiterführendes Thema: Das Gesundheitswesen soll “kriegstüchtig” werden – bei Krieg bis zu tausend Schwerverletzte pro Tag.