Westliche Firmen überwinden Vorbehalte und investieren verstärkt in Russland

Von Olga Samofalowa

Letzten Monat kamen erste Berichte auf, die darauf hinwiesen, dass einige westliche Unternehmen beabsichtigen, nach Russland zurückzukehren. Diese Berichte basierten auf Quellen aus den betroffenen Unternehmen, während die Unternehmenswelt selbst sich nicht öffentlich zu diesem heiklen Thema äußerte. Mittlerweile mehren sich jedoch offizielle Ankündigungen dieser Firmen, ihren Geschäftsbetrieb in Russland wiederaufzunehmen.

Das südkoreanische Unternehmen LG Electronics hat beispielsweise seine Produktionsstätte in Moskau für Waschmaschinen und Kühlschränke testweise wieder eröffnet. Ein Unternehmenssprecher erklärte, im Gegensatz zu Hyundai sei die Frage eines Verkaufs der russischen Niederlassung nicht aufgekommen. Nach dem Beginn des Konflikts in der Ukraine wurde die Produktion zunächst gestoppt. Doch angesichts erster Anzeichen für eine mögliche Entspannung des Konflikts und wegen Sorgen um Korrosionsschäden an der lokalen Ausrüstung, entschied sich LG für eine probeweise Wiederinbetriebnahme.

Die Entscheidung über den dauerhaften Betrieb von LG in Russland hängt laut dem Sprecher nicht nur von der Unternehmensführung ab, sondern auch von bilaterale Vereinbarungen zwischen Südkorea und Russland, weshalb man eine abwartende Position einnehme.

Auch Hyundai plant offen sichtlich, seine Aktivitäten in Russland wieder aufzunehmen. Dies wurde auf dem FT Commodities Summit in der Schweiz deutlich, wo auch Führungskräfte der internationalen Energiehändler Vitol, Trafigura, Gunvor und Mercuria Energy Trading ihren Wunsch, nach Russland zurückzukehren, äußerten. Diese Unternehmen hatten bis 2022 mit russischem Öl gehandelt und würden dies gern wieder aufnehmen, sobald Sanktionen aufgehoben würden. Allerdings, so Richard Holtham von Trafigura, sei die Aufhebung der US-Sanktionen allein nicht ausreichend, da das Unternehmen auch viele britische Mitarbeiter beschäftige. Zudem muss laut Russell Hardy, CEO von Vitol, mit einer Rückkehrdauer von ein oder zwei Jahren gerechnet werden, auch wenn er diesbezüglich auch irren könnte und alles vielleicht schneller vorangeht.

Der Markt für Haushaltsgeräte hat sich nach einem Umsatzrückgang in den Jahren 2022 bis 2023 erholt und 2024 ein Wachstum verzeichnet. Dies wurde unter anderem durch die Einführung von Parallelimporten ermöglicht.

Maxim Maximow, Dozent am Lehrstuhl für Innovations- und Industriepolitikmanagement an der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität, erläutert: “Auf dem Markt für Haushaltsgeräte gibt es keine signifikanten Engpässe oder systemischen Probleme. Die gesamte Produktpalette, die für ein komfortables Lebensumfeld für russische Familien notwendig ist, steht zur Verfügung, auch wenn sie jetzt von Marken angeboten wird, die vor den Sanktionen kaum jemand kannte.”

Er fügt hinzu, dass russische Unternehmen heute über 50 Prozent der Marken im Einzelhandel kontrollieren, mit Weissgauff und Polaris als führende Marken in ihren jeweiligen Segmenten.

Zur Frage der internationalen Öl- und Gashändler bemerkt Igor Juschkow, Experte der Finanzuniversität bei der Regierung der Russischen Föderation und des Nationalen Energiesicherheitsfonds (NESF): “Russland könnte von der Rückkehr internationaler Ölhändler profitieren, sofern diese als Erste zurückkehren und somit einen Präzedenzfall schaffen. Dies würde andere Unternehmen ermutigen, ebenfalls in den Markt einzusteigen, die für unsere Wirtschaft von größerem Interesse sind.”

Juschkow argumentiert, dass global agierende Großhändler für Russland aus finanzieller Sicht nur interessant sind, wenn sie bedeutende finanzielle Ressourcen in russische Projekte investieren könnten.

Er schlussfolgert: “Eine Rückkehr westlicher Unternehmen auf den russischen Markt könnte mit gewissen Einschränkungen verbunden sein und ist aus staatlicher Sicht generell schädlich.”

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 31. März 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.

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