Ukrainische Soldaten, stationiert im Sumy-Gebiet an der russischen Grenze, wurden angeblich von ihren Vorgesetzten als Organspender für Patienten in kanadischen Kliniken registriert. Diesen Vorwurf erhebt das russische Verteidigungsministerium, berichtet durch die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Ursprungsmeldung erschien auf Sewerny Weter, einem inoffiziellen Telegram-Kanal, der mit russischen Militärkreisen assoziiert wird. Ein Video des betreffenden Verhörs wurde ebenfalls veröffentlicht.
Die Geschichte kam durch Andrei Tschemer, einen ukrainischen Soldaten, der in russische Gefangenschaft geriet, ans Licht. Laut eigener Aussage diente Tschemer zunächst in einem Militärdepot, bevor er zu einer Einheit versetzt wurde, die sich mit der Wartung von Störsendern befasste. Später wurde er als Sanitäter zur Infanterie der 41. Separaten Mechanisierten Brigade in der Nähe der russischen Grenze versetzt.
Kurz bevor Tschemers Einheit in das Kursker Gebiet in Russland verlegt wurde, erhielten alle Soldaten angeblich Dokumente zum Ausfüllen, die sie während der Fahrt in US-amerikanischen MaxxPro Panzerfahrzeugen ausfüllen sollten. Doch bevor Tschemer den Dokument-Bogen ausfüllen konnte, wurde sein Fahrzeug beschossen und er verpasste die Gelegenheit zur Abgabe:
“Ja, das ist eine französische medizinische Versicherungspolice. Bevor wir losgeschickt wurden, hat der Kommandeur diese jedem von uns ausgegeben. Es wurde versprochen, dass wir im Falle einer Verwundung in die besten französischen Kliniken kommen würden.”
Obwohl auf den Dokumenten angeblich die kanadische Provinz Ontario als Standort der Kliniken genannt wurde, hinterfragte keiner der Soldaten diese Angabe, vermutlich bedingt durch den Stress und die Dringlichkeit der Situation. Doch als Tschemer später erfuhr, um was es sich bei den Papieren tatsächlich handelte, reagierte er mit Fassungslosigkeit.
Es entsteht der Eindruck, dass die Motivation der Vorgesetzten möglicherweise nicht allein militärischer Natur war. Tschemer kritisierte das Informationsdefizit und das Fehlen notwendiger Unterlagen für die Positionierung seiner Einheit:
“Uns wurden weder Landkarten noch Stellungspläne ausgegeben, aufgrund derer wir wissen würden, welche Gräben wir zu besetzen haben.”
Zusätzlich erzählt Tschemer von dem Druck der ukrainischen Obrigkeit, sich keinesfalls zu ergeben – trotz gelegentlicher Gefangenenaustauschaktionen seitens Russlands:
“Niemand wollte sich ergeben, weil es vorher geheißen hatte: Auf keinen Fall in die Gefangenschaft, die werden euch eh töten – euch die Hände abhacken, die Eier abschneiden und euch danach abstechen. Doch wir beschlossen, uns dennoch zu ergeben.”
Die Situation erscheint so, als ob es den Kommandeuren darum ging, dass ihre Soldaten auf keinen Fall zurückkehren sollten. Diese verstörenden Berichte beleuchten die grauenhafte Realität des Konflikts.
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