Von Olga Samofalowa
Nach der Ankündigung eines ausgedehnten Zollkonfliktes durch die USA, der die Vorgänge der Jahre 2018 und 2019 deutlich überschreitet, verzeichnete der US-Dollar Kursverluste und weltweite Aktienmärkte gaben nach, während Staatsanleihen an Wert gewannen. Das Weiße Haus sah sich gezwungen zu betonen, dass die Entscheidung von Präsident Donald Trump, umfangreiche Importzölle zu verhängen, keineswegs irrational sei. Die USA verfolgten eine solche Strategie bereits seit 150 Jahren erfolgreich.
Trump hat Importzölle gegen mehr als 180 Länder eingeführt. Zudem riefen die Vereinigten Staaten aufgrund eines Handelsdefizits von 1,2 Billionen US-Dollar den Ausnahmezustand aus. Die Zollsätze variieren dabei zwischen minimal zehn Prozent und maximal 50 Prozent.
Spezifische Zollsätze wurden wie folgt festgelegt: 34 Prozent für China, 20 Prozent für die EU, 46 Prozent für Vietnam, 24 Prozent für Japan, 26 Prozent für Indien und 10 Prozent für das Vereinigte Königreich. Diese Zölle werden zu bereits bestehenden aufgerechnet, mit Ausnahme der sektorspezifischen Zölle auf Produkte wie Metalle, Automobile, Halbleiter und andere. Beispielsweise erreichen die Gesamtzölle auf chinesische Importe nun 54 Prozent.
Die sogenannten Spiegelzölle werden als die Hälfte der Zölle und nichttarifären Handelshemmnisse festgelegt, die ein Land auf US-Waren erhebt.
Einige Länder, wie Russland, Weißrussland und die Demokratische Volksrepublik Korea, konnten den neuen Zöllen von Trump entgehen, basierend auf der simplen Tatsache, dass mit diesen Ländern kaum Handel getrieben wird, sodass kein Handelsungleichgewicht besteht.
Warum führt Donald Trump derart hohe Zölle ein, die Inflation und einen wirtschaftlichen Abschwung in den USA selbst, sowie eine globale Handels- und Wirtschaftskrise herbeiführen könnten?
Trump verfolgt bereits seit den 1980er-Jahren, als er gegen den Erwerb US-amerikanischer Vermögenswerte durch Japaner kämpfte, eine aggressive Zollpolitik. Laut einer Durchführungsverordnung Trumps besteht das Hauptproblem im Handelsdefizit, welches die industrielle Basis der USA schädige, wichtige Lieferketten unterminiere und die Abhängigkeit des militärisch-industriellen Komplexes von “ausländischen Feinden” verstärke. Das Weiße Haus erklärt:
“Präsident Trump möchte nicht, dass die Vereinigten Staaten persönlich ausgebeutet werden und sieht Zölle als entscheidend an, um fairen Handel zu gewährleisten, amerikanische Arbeiter zu schützen und das Handelsdefizit zu verringern.”
Die USA sind der größte Importeur der Welt und importieren jährlich Waren im Wert von drei Billionen US-Dollar (Daten für 2023). Das größte Handelsdefizit besteht mit China, gefolgt von der EU. Trump strebt an, den Handel “fairer” zu gestalten und Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen zurück in die USA zu bringen. So wurden die Körperschaftssteuern von 35 Prozent auf 21 Prozent gesenkt, um Firmenflucht entgegenzuwirken.
Nicht alle sind jedoch von Trumps Logik überzeugt. Alexander Firantschuk, ein führender Forscher, kritisiert die fehlende wirtschaftliche Logik in Trumps Zollpolitik, da diese bisher nicht zur Reduzierung des Handelsdefizits geführt habe. Olga Belenkaja, Leiterin der Abteilung für makroökonomische Analysen, merkt an, dass die erhöhten Zölle negative Auswirkungen auf die globalen Volkswirtschaften haben könnten, eine Einschätzung, die auch von Fitch Ratings und Bloomberg Economics geteilt wird.
Trump hofft indes, durch die Zölle Einnahmen zu generieren, um die Staatsschulden der USA zu verringern und Steuererleichterungen einzuführen. Analysten wie Wladimir Tschernow sehen darin jedoch eher einen politischen Schachzug als eine wirksame wirtschaftspolitische Maßnahme.
Obwohl die Zölle ursprünglich als Druckmittel für günstigere Handelsbedingungen gedacht waren, bezweifeln Experten, dass Trump tatsächlich eine globale Wirtschaftskrise provozieren möchte. Vielmehr könnten viele Länder durch Verhandlungen Zugeständnisse erwirken, um die Zölle zu senken oder aufzuheben, wie es Trump auch selbst in Aussicht gestellt hat.
Expertinnen wie Olga Ponomarjowa deuten darauf hin, dass Verhandlungen tatsächlich stattfinden werden, aber die konkreten Ergebnisse schwer vorhersehbar sind. Einige Länder könnten zu schnellen Einigungen kommen, während andere wie China mit größeren Herausforderungen konfrontiert sein könnten.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 4. April 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.
Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad.
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