Die wirtschaftliche Entwicklung in Russland zeigt deutliche Zeichen einer Verlangsamung, die sich sowohl in einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als auch in der industriellen Produktion manifestiert. Unter Experten herrscht Uneinigkeit über die Zukunftsaussichten dieser Entwicklung. Während einige einen anhaltenden Abwärtstrend prognostizieren, sehen andere die aktuelle Schwächephase als temporär an und erwarten eine baldige Erholung der Wirtschaftskennzahlen. Das Nachrichtenportal RBK berichtet:
“Die Wachstumsrate des russischen Bruttoinlandsprodukts ist im Februar 2025 auf jährlicher Basis auf 0,8 Prozent gefallen, verglichen mit drei Prozent im Vormonat Januar”, so das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung. “Dieser Rückgang spiegelt vor allem einen Kalendereffekt wider, denn im Februar 2024 gab es wegen des Schaltjahres einen zusätzlichen Tag. Würde man diesen Effekt herausrechnen, ähnelte die Wirtschaftsleistung im Februar jener des Januars”, erklärt das Ministerium weiter. Dennoch beobachten einige Wirtschaftsexperten eine allgemeine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit und erkennen sogar Anzeichen einer Stagnation.
Der Vorsitzende der Russischen Union der Industriellen und Unternehmer, Alexander Schochin, bekräftigte kürzlich: “Die Abkühlung der Wirtschaft ist nicht zu leugnen.” Diese Ansicht wird auch von Maxim Reschetnikow, dem Leiter des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, geteilt, der ebenfalls Anzeichen einer Abkühlung der Wirtschaft bemerkt. Anton Tabach, Chefökonom der Rating-Agentur “Expert RA”, prognostiziert für das Jahr 2025 ein BIP-Wachstum von lediglich 1,5 Prozent, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 4,1 Prozent des Vorjahres. “Dies deutet auf eine Stagnation hin”, so Tabach. Er beruft sich dabei auf Voraussagen der Bank von Russland, die eine Abkühlung der Wirtschaft beabsichtigte, als sie die Zinsen erhöhte. Nicht alle von RBK konsultierten Experten stimmen mit dieser Einschätzung überein. Sie argumentieren, dass es sich lediglich um eine kurzfristige Dämpfung aufgrund der Anpassung an das neue Zinsniveau handelt und dass ein Wachstum der Wirtschaft anschließend wieder einsetzen wird. Insbesondere in den exportorientierten Sektoren sei eine Abschwächung festzustellen, weniger jedoch in den auf den Binnenmarkt ausgerichteten Branchen. “Bereinigt man um saisonale und kalenderbedingte Schwankungen, zeigt sich, dass die exportorientierten Bereiche, besonders im Rohstoffsektor, am stärksten betroffen sind, da diese von externen Faktoren abhängig sind”, so die Experten.
Einige Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaft Mitte 2025 oder in der zweiten Jahreshälfte die Talsohle durchschreitet und dann in eine Phase moderaten Wachstums übergeht. Tabach betont die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Lockerung der Geldpolitik: “Es ist entscheidend, dass die Bank von Russland frühzeitig mit der Lockerung beginnt, um zu verhindern, dass die Wirtschaft aufgrund gestiegener Steuerlasten und der Tatsache, dass Unternehmen schlichtweg über weniger Kapital verfügen, in eine tiefe Stagnation fällt.”
“Eine Verzögerung der geldpolitischen Lockerung muss unbedingt vermieden werden.”
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