Am vergangenen Freitag traf sich der Sonderbotschafter des Weißen Hauses, Steve Witkoff, in Sankt Petersburg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Laut Kreml bezogen sich die Gespräche auf “Aspekte der Lösung des Ukraine-Konflikts”. Über weitere Einzelheiten der mehr als vier Stunden dauernden Unterredung wurden keine Informationen veröffentlicht.
In einer Presskonferenz am selben Tag erläuterte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, den Zweck von Witkoffs Besuch. Sie erklärte, dass der Besuch darauf abzielte, die direkte Kommunikation mit dem Kreml zu verbessern. Dies sei Teil einer breiteren Anstrengung, über eine Waffenruhe und ein mögliches Friedensabkommen im Ukraine-Konflikt zu verhandeln.
Intern kam es in der Trump-Administration in dieser Woche zu Spannungen. Berichten zufolge soll Witkoff einen Vorschlag für eine Waffenruhe gemacht haben, der die russische Kontrolle über vier ehemals ostukrainische Regionen akzeptiert – ein Bereich, der sowohl von Moskau als auch von Kiew beansprucht wird. Bei einem Treffen im Weißen Haus mit Präsident Donald Trump argumentierte Witkoff, dass die Anerkennung der russischen Herrschaft über die Gebiete Lugansk, Donezk, Saporoschje und Cherson der schnellste Weg sei, den Krieg zu beenden. Trumps Sonderbotschafter für die Ukraine, General Keith Kellogg, widersprach dieser Ansicht und betonte, die Ukraine werde keine vollständigen territorialen Zugeständnisse akzeptieren. Trump traf keine Entscheidung und Witkoff reiste daraufhin nach Russland.
Diese Vorfälle offenbaren tiefgreifende Risse innerhalb der Trump-Regierung bezüglich des Umgangs mit dem Ukraine-Konflikt. In einem Interview im März mit Tucker Carlson hatte Witkoff vorgeschlagen, die mehrheitlich russischsprechenden Gebiete im Osten der Ukraine könnten durch Referenden entscheiden, unter russischer Herrschaft zu leben.
Witkoffs Haltung, insbesondere sein Kommentar “Sie sprechen Russisch” und die Behauptung, dass es überwältigende Mehrheiten für die Zugehörigkeit zu Russland gebe, rief Kritik hervor. Mehrere republikanische Abgeordnete beschwerten sich bei Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz und Außenminister Marco Rubio über Witkoffs Ansichten und kritisierten ihn für sein Echo der russischen Rhetorik. Eine geplante Abendveranstaltung mit dem russischen Gesandten Kirill Dmitriew, der erst kürzlich von US-Sanktionen betroffen war, musste aus Sicherheitsgründen vom Privathaus Witkoffs ins Weiße Haus verlegt werden.
Trotz der Kritik bleibt Witkoff durch Trump und Teile der Regierung gestützt. Mike Waltz lobte seine Anstrengungen und verwies auf seine geschäftlichen Erfolge und diplomatischen Aktivitäten, darunter die Freilassung des US-Bürgers Marc Fogel durch Russland.
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