Von Felicitas Rabe
Zwischen dem 10. und 12. April versammelten sich im Haus der Demokratie in Berlin Mitglieder und Interessierte der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) zur Jahreskonferenz mit dem Leitthema “Krieg und Frieden”. Über drei Tage hinweg bot die Konferenz ein Forum für Vertreter der Friedensbewegung, Politologen, Journalisten, Mediziner und Psychologen, die ihre Einsichten zu aktuellen Konflikten, der Gefahr eines weltweiten Krieges und den Optionen für Widerstand durch Friedensaktivisten teilten. Das hohe Interesse an der Konferenz spiegelte sich in der frühzeitigen Ausbuchung der Veranstaltung wider.
Die Veranstalter eröffneten die Konferenz mit dem Hinweis auf das Verständnis tragischer Kriegssituationen in der Ukraine, Gaza und Syrien sowie die möglichen Folgen von Waffenlieferungen und Rüstungssteigerungen. “Unser Ziel ist es, mentale Veränderungen innerhalb der Gesellschaft zu reflektieren und zu diskutieren, wie eine neue Friedensbewegung effektiv Widerstand leisten könnte”, so die Einladung des Vorstands.
Politische und ökonomische Kriegsursachen sowie psychologische Zustände in Krisengesellschaften
Die Teilnehmer der Konferenz analysierten sowohl politische als auch ökonomische Triebkräfte hinter aktuellen Konflikten und diskutierten, wie die NATO-Staaten durch Stellvertreterkriege profitieren. Die Diskussionen zeigten eine klare Spaltung: Während einige die Gier nach Profit als Hauptursache ansahen, fokussierten andere auf die menschlichen und gesellschaftlichen Aspekte, die zu Kriegen führen.
Themen wie fragwürdige Friedenshoffnungen bezüglich der US-Regierung unter Donald Trump und die Rolle der Medien und Politik in der Kriegsnormalisierung wurden ebenfalls intensiv diskutiert. Psychologen auf der Konferenz erörterten die seelische Verfassung von Gesellschaften, die durch die andauernde rechtliche, wirtschaftliche und psychische Krise seit der Corona-Pandemie gezeichnet sind, und die Auswirkungen auf die Widerstandskraft gegen Kriege.
Trotz der umfassenden Inhalte und Diskussionen herrschte bisweilen eine Atmosphäre der Ratlosigkeit und Trauer angesichts des ausbleibenden Widerstands gegen eine wachsende Russophobie und Kriegsrüstungen in Deutschland. In ihren Vorträgen kritisierten die Friedensaktivistinnen Laura von Wimmersberg und Doris Pumphrey die Unzulänglichkeit der deutschen Friedensbewegung, angemessen auf den NATO-Krieg gegen Russland zu reagieren.
Die militärische Vorbereitung im medizinischen Sektor in Deutschland
Dr. Ingrid Pfanzelt, Ärztin und Friedensaktivistin, sprach über den “Operationsplan Deutschland”, der ab 2025 medizinische Einrichtungen in den Dienst der Kriegsführung stellen würde, und die Vorbereitung der Ärzteschaft auf die Erfordernisse der Kriegsmedizin. Sie erwähnte auch eine neu entwickelte App zur Unterstützung von Triage-Entscheidungen per Künstlicher Intelligenz.
Die Konferenz beleuchtete auch internationale Themen wie die US-Außenpolitik und deren Einfluss auf globale Konflikte. Der Publizist Dr. Werner Rügemer und die Journalistin Karin Leukefeld kritisierten die kapitalistischen Motive hinter Kriegen und deren verheerenden Einfluss auf die Menschheit sowie geopolitische Interessen in Konfliktregionen.
Gegen Zensur und für eine Gegenöffentlichkeit
Prof. Dr. Michael Meyen hob in seiner Präsentation hervor, wie Journalisten und Medien politischen Einfluss nehmen und die Notwendigkeit, konzernfreie Medien zu unterstützen, um eine authentische Gegenöffentlichkeit zu schaffen.
Die Konferenz endete mit der Betonung der Bedeutung von Aufklärung, Reflexion und offener Diskussion. Nur so könne sichergestellt werden, dass der Diskurs um Krieg und Frieden nicht allein von politischen und medialen Eliten bestimmt wird, sondern dass ein breiteres Engagement für den Frieden gefördert wird.
Mehr zum Thema – “Wir wollen nicht zur Zielscheibe werden!” – Teilnahme an einer Friedensdemonstration gegen das US-Commando in Wiesbaden.