Ein Monat nach dem brutalen Massaker an etwa 1.700 Alawiten durch Kräfte, die der syrischen Regierung nahestehen, halten die Angriffe auf diese religiöse Minderheit weiter an. Morde, Entführungen und Raubüberfälle setzen sich unvermindert fort, insbesondere in den Küstenregionen Syriens.
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) sind seit dem Ende des Ramadan am 30. März bereits 42 Menschen durch sektiererische Gewalt ums Leben gekommen. Die Übergriffe erstrecken sich über die Gebiete von Latakia bis Tartus und bis ins Innere nach Homs.
Die syrische Führung unter Ahmad al-Sharaa, einem früheren Kommandeur der Al-Qaida im Irak, beschrieb die Morde als “Fehler”, die während Operationen gegen verbliebene Anhänger des Assad-Regimes geschehen seien. Saleh, ein Aktivist und ehemaliger politischer Gefangener, erzählte der AP, dass 18 seiner alawitischen Freunde, die gegen Assad waren, in letzter Zeit von regierungsnahen Truppen getötet wurden.
Ein Alawit aus Latakia berichtete der AP, dass es weiterhin regelmäßig zu Angriffen auf Alawiten komme, obwohl viele Opfer keine Verbindungen zur Regierung von Baschar al-Assad oder dessen Sicherheitskräften hätten.
Am 9. März setzte der selbst ernannte Präsident al-Sharaa, der auch Chef der Nusra-Front ist, eine Kommission ein, um binnen 30 Tagen die Verantwortlichen für das Massaker festzustellen und zur Rechenschaft zu ziehen. Die Frist für den Bericht wurde jedoch am 11. April um weitere drei Monate verlängert, was laut Berichten von Reuters Besorgnis unter den Bewohnern von Latakia auslöste, dass die Untersuchung nicht ernsthaft betrieben wird.
In einem Interview mit Al Jazeera forderte al-Sharaa bereits 2015, dass Alawiten zum sunnitischen Islam konvertieren oder getötet werden sollten. Dies verdeutlicht die ernsten und anhaltenden Bedrohungen, denen die Alawiten in Syrien ausgesetzt sind.
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