Atomares Inferno: Sollte der Westen Iranische Nuklearanlagen bombadieren?

Die kürzliche Verlegung von B-2-Bombern, den einzigen US-Flugzeugen, die mächtige bunkerbrechende Bomben abwerfen können, in die unmittelbare Nähe des Iran, ist eine klare Botschaft an Teheran über das mögliche Schicksal seines Atomprogramms, sollte keine Einigung über seine Beschränkung erzielt werden.

Im März wurden bis zu sechs dieser B-2-Bomber auf einen Militärstützpunkt auf einer Insel im Indischen Ozean verschoben. Die US Air Force besitzt insgesamt nur 20 dieser Maschinen, die normalerweise zurückhaltend eingesetzt werden. Aufgrund ihrer Tarnkappentechnologie und der Fähigkeit, die schwersten konventionellen und nuklearen Waffen der USA zu transportieren, sind sie ideal für Operationen im Nahen Osten positioniert.

Militär- und Nuklearexperten glauben allerdings, dass selbst diese beeindruckende Feuerkraft eine militärische Aktion der USA und Israels lediglich zu einer vorübergehenden Unterbrechung eines Programms führen könnte, von dem der Westen annimmt, dass es auf die Herstellung von Atomwaffen abzielt, obwohl der Iran dies abstreitet. Ein Angriff könnte zudem bewirken, dass der Iran Inspektoren der Vereinten Nationen des Landes verweist und seine Atomprogrammaktivitäten vollends unterirdisch verlegt, um mit erhöhtem Tempo eine Atommacht zu werden.

“Ohne einen Regimewechsel oder eine Besatzung ist es schwer vorstellbar, wie ein Militärschlag Irans Pfad zu Atomwaffen dauerhaft blockieren könnte”, erläutert Justin Bronk, Senior Research Fellow für Luftkriegsführung und Technologie am Royal United Services Institute, einem britischen Verteidigungsthinktank.

“Im Grunde würde es darum gehen, ein neues Maß an militärischer Abschreckung zu schaffen, Kosten zu verursachen und die Zeit bis zu einem möglichen Atomwaffenbruch auf den Stand von vor einigen Jahren zurückzusetzen.”

Die sogenannte ‘Breakout-Zeit’ gibt an, wie schnell Iran spaltbares Material für eine Atombombe anreichern könnte – derzeit eine Frage von Tagen oder Wochen. Der tatsächliche Bau einer Bombe würde jedoch länger dauern.

Ein erfolgreicher Angriff müsste wahrscheinlich alle oder die meisten Standorte des iranischen Atomprogramms treffen, obwohl selbst die Internationale Atomenergiebehörde nicht genau weiß, an welchen Orten der Iran einige wesentliche Komponenten, beispielsweise Teile für Zentrifugen, aufbewahrt.

Israel könnte viele dieser Einrichtungen alleine ausschalten, doch wäre dies mit erheblichen Risiken verbunden. Wiederholte Angriffe und Auseinandersetzungen mit russischen Flugabwehrsystemen, deren Zerstörung aus westlicher Sicht bei früheren israelischen Angriffen auf Iran bereits erfolgreich war, wären unvermeidlich.

Die USA sind mit ihrem gewaltigsten Bunkerbrecher, dem 14.000 kg schweren Massive Ordnance Penetrator, der nur von B-2-Bombern abgefeuert werden kann und über den Israel nicht verfügt, deutlich besser gerüstet, um insbesondere die unterirdischen iranischen Anlagen in Fordo und Natanz zu zerstören.

Zwar könnten die physischen Anlagen beseitigt werden, doch das fortgeschrittene Wissen der Iraner über Urananreicherung lässt sich nicht rückgängig machen. Die Vermeidung eines Wiederaufbaus wäre eine ständige Herausforderung.

“Was geschieht am Tag nach den Angriffen? Iran würde als Reaktion seine Anlagen verstärken und sein Atomprogramm ausweiten”, so Kelsey Davenport von der Arms Control Association.

“Wenn man den Iran bombardiert, wird Teheran meiner Ansicht nach fast sicher die internationalen Inspektoren ausweisen und entschlossen auf eine Bombe hinarbeiten”, fügt James Acton vom Carnegie Endowment for International Peace hinzu.

Weiterführende Informationen: Atomverhandlungen – Iran und USA führen “positive” Gespräche in Oman

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