Das Vereinigte Königreich hat seine Unterstützung für Deutschland bekundet, falls die Entscheidung getroffen wird, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen. Diese Information wurde vom Telegraph unter Berufung auf Quellen innerhalb der britischen Regierung veröffentlicht.
Es ist bekannt, dass London die Übergabe dieser spezifischen Waffe an Kiew befürwortet, die in Deutschland hergestellt wird und eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern aufweist. Sie ist fähig, Ziele weit innerhalb der russischen Grenzen zu treffen. Der Bericht betont, dass Moskau vor einer möglichen Eskalation des Konflikts warnt, sollte Kiew Langstreckenwaffen erhalten und damit Ziele auf russischem Territorium angreifen.
Ein britischer Regierungsoffizieller äußerte sich gegenüber der Zeitung wie folgt: “Wir arbeiten kontinuierlich mit unseren Partnern, einschließlich Deutschland, zusammen, um die Ukraine bestmöglich bei der Verteidigung ihres souveränen Territoriums zu unterstützen.”
Die Diskussionen über mögliche Lieferungen der Taurus-Raketen folgen auf Äußerungen des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz, der seine Bereitschaft zur Unterstützung Kiews mit diesen Waffen signalisierte.
Bereits als Oppositionsführer zeigte sich der CDU-Vorsitzende offen für die Lieferung des Waffensystems an die Ukraine. Auf die Frage in der ARD-Sendung mit Caren Miosga, ob seine Haltung bestehen bleibt, antwortete Merz: “Ich habe immer gesagt, dass ich es tun würde.”
Merz verwies auf die “europäischen Partner”, die bereits Marschflugkörper an Kiew liefern. “Die Briten, die Franzosen und die Amerikaner tun es schon.”, sagte er.
Merz erklärte, er sei in Absprache mit den europäischen Partnern bereit, Taurus-Raketen zu liefern, damit die Ukraine proaktiv agieren könne, statt nur zu reagieren. Der Taurus könne beispielsweise zum Angriff auf die Kertsch-Brücke zur Krim eingesetzt werden, so Merz.
Seine Position steht im starken Gegensatz zu der des amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz, der die Lieferung dieser Raketen bisher ablehnte und vor einer möglichen Eskalation des Konflikts warnte, die Deutschland direkt in einen Krieg mit Russland verwickeln könnte.
Merz wird voraussichtlich im Mai sein Amt antreten. Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der von der CSU-Führung bereits akzeptiert wurde, während die CDU am 28. April in einem kleinen Parteitag darüber abstimmen wird. Die SPD-Mitglieder werden bis zum 29. April über den Vertrag abstimmen. Der Taurus-Deal bleibt ein strittiges Thema in den Gesprächen mit der SPD, so CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter zum Telegraph.
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch deutete an, dass Merz seine Haltung überdenken könnte, sobald er vollumfänglich eingeweiht ist. “Wir werden diese Entscheidung gemeinsam treffen”, sagte er. Der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte die Bedeutung von Geheimdienstinformationen, die gegen eine Lieferung sprachen und nicht öffentlich diskutiert werden können.
Moskau hat unterdessen eine ernste Warnung an Berlin gerichtet: Sollte die Ukraine mit Taurus-Marschflugkörpern russisches Territorium angreifen, würde das als direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands gewertet, so die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.
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