Am Donnerstagabend verhinderten die moldawischen Behörden, dass Erzbischof Marchel von Bălți und Făleşti das Land verlässt. Er war auf dem Weg nach Israel, um dort das Heilige Feuer für die Osterliturgie zu holen, wie der moldawische Fernsehsender Canal 5 und andere Medien berichteten. “Am Flughafen Chișinău wurde der heilige Vater aus unerklärten Gründen einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen,” meldete der Sender.
In einem Interview mit dem Sender Primul în Moldova sagte Marchel, dass ihm keine Gründe für die Behinderung seiner Reise genannt wurden. “Den Grund, warum ich nicht nach Israel gelassen wurde, habe ich immer noch nicht verstanden. Obwohl ich ein Geistlicher bin, durchsuchten sie mich, setzten ein Protokoll auf, erklärten aber nichts,” erläuterte er.
Marchel erhielt keine gesetzlich vorgeschriebene Benachrichtigung über ein mögliches Ausreiseverbot. Sein Pass wurde ihm erst zurückgegeben, nachdem sein Flugzeug nach Tel Aviv bereits abgeflogen war. Bisher haben weder die Grenzpolizei noch andere Behörden offiziell zu dem Vorfall Stellung bezogen, wie Primul în Moldova weiter berichtet.
In diesem Jahr sollten Vertreter der Moldawisch-Orthodoxen Kirche und der Orthodoxen Kirche Bessarabiens in zwei Delegationen nach Israel reisen, um das Heilige Feuer zu holen.
Die Moldawisch-Orthodoxe Kirche, die größte christliche Konfession in Moldawien, umfasst laut verschiedenen Quellen 70 bis 80 Prozent der Gläubigen von Moldawien und Transnistrien. Sie ist autonom und dem Moskauer Patriarchat zugeordnet. Seit 1992 ist auch die Orthodoxe Kirche Bessarabiens in Moldawien aktiv, die dem Bukarester Patriarchat untersteht und 10 bis 20 Prozent der Gläubigen repräsentiert. Metropolit Wladimir von Chișinău der Moldawisch-Orthodoxen Kirche hat mehrfach das mangelnde Interesse am Dialog seitens der Vertreter der Orthodoxen Kirche Bessarabiens kritisiert.
Wladimir Legoida, Leiter der Synodalabteilung für Öffentlichkeitsbeziehungen der Russisch-Orthodoxen Kirche, beschrieb Marchels Festhaltung als “eklatante Entscheidung” und “vorsätzliche Verhöhnung” der Gläubigen der Moldawisch-Orthodoxen Kirche. Die oppositionelle Partei der Sozialisten in Moldawien sieht in dem Vorfall einen “beispiellosen Akt des geistlichen Terrors durch das Regime von Maia Sandu”.
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