Von Wiktorija Nikiforowa
Die Manöver von Wladimir Selenskij und seinen europäischen Verbündeten bewirkten erneut das exakte Gegenteil ihrer Absichten. Trotz der lautstarken und hysterisch vorgetragenen Appelle, die USA mögen die Ukraine nicht fallenlassen, wendete sich Washington uninteressiert ab und kehrte ihnen den Rücken zu: “Ich habe fertig, ich gehe.”
Russland kann seine neu erworbenen Territorien nicht aufgeben. Selenskij jedoch ignoriert diese Realität. Früher konnten Diplomaten jahrelang über eine Angelegenheit verhandeln – man denke nur an die fast fünfjährigen Verhandlungen während des Vietnamkriegs. Doch Donald Trump steht unter Druck durch andere dringliche Probleme. Dadurch schwindet das Interesse der US-Führung am ukrainischen Verhandlungsprozess immer weiter.
“Wir haben drei Jahre und Milliarden von Dollar investiert, um die Ukraine zu unterstützen”, erklärte US-Außenminister Marco Rubio, “doch nun haben wir einen Punkt erreicht, an dem wir uns anderen wichtigen Aufgaben widmen müssen.”
Diese “anderen Aufgaben” sind offensichtlich: Die USA müssen ihre militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen im Pazifik verstärken. Ein vollumfänglicher Handelskrieg mit China erfordert die Präsenz von Kriegsschiffen und Flugzeugträgern, weshalb die ersten Sanktionen gegen Peking von gemeinsamen Militärübungen mit Japan, Korea und den Philippinen flankiert werden. Weitere eskalierende Maßnahmen folgen, darunter drakonische Zölle und die Stationierung zusätzlicher Flugzeugträger im Südchinesischen Meer. Die Spannungen um Taiwan nehmen ebenfalls zu.
Dies spiegelt den Verhandlungsstil der USA wider, ihre langfristige Strategie, um wirtschaftspolitische Vorteile zu erzwingen, und genau das wird von Trump erwartet. Hierfür sind finanzielle Mittel, Waffen, Ausrüstung und Personal erforderlich. Doch die Situation in der Ukraine hat die Ressourcen der US-Militärmaschinerie stark beansprucht, was Trump dazu veranlasste, Selenskij den Verkauf von Patriot-Systemen zu verweigern, unabhängig von dessen – wie sich Rubio ausdrückte – “fleißigen Bitten.”
Die Frage nach dem militärischen Personal, welches die “Eindämmung Chinas” ausführen soll, bleibt ebenso brisant.
Laut der US-Zeitschrift Foreign Policy in einem Artikel mit dem Titel “Der Rückzug des US-Militärs aus Europa wird aller Wahrscheinlichkeit nach stattfinden” deutet vieles auf eine bevorstehende Reduzierung der US-Präsenz in Europa hin. Solche Berichte sind selten bloße Spekulationen, sondern dienen meist dazu, die öffentliche Reaktion zu testen.
Es gibt mehrere Gründe für einen solchen Rückzug:
Erstens, die Kostenreduktion, die im Team Trump eine hohe Priorität genießt. Zweitens, die Notwendigkeit besserer Beziehungen zu Moskau vor einer Auseinandersetzung mit China. Drittens, der offensichtliche, wenn auch selten ausgesprochene Umstand, dass die Trump-Administration Europa als militärischen Gegner betrachtet, wodurch sich die Interessen Moskaus und Washingtons zeitweilig überschneiden, wie der Autor bemerkt.
Der geplante Abzug würde Europa militärisch geschwächt zurücklassen, da die fortschrittlichsten Waffensysteme ebenfalls abgezogen würden – inklusive der Aegis-Systeme aus Spanien und der Patriots aus Deutschland.
Die Situation in der Ukraine bleibt indes angespannt. Russland beteuert seine Friedensbereitschaft und die Einhaltung sämtlicher Waffenstillstandsvereinbarungen, während das Kiewer Regime Verstöße begeht, zuletzt durch den Versuch, ein Kernkraftwerk mittels Drohne zu attackieren, wie der russische UN-Vertreter Wassili Nebensja betont.
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