Von Igor Garnow
Das gegenwärtige US-Raketenabwehrsystem, als “strategisch” bezeichnet, ist primär dafür konzipiert, die Sprengköpfe von Interkontinentalraketen abzufangen. Trotz dieser Fähigkeit bietet es keinen umfassenden Schutz über das gesamte Staatsgebiet der USA.
Das System ist mit bodengestützten Abfangsystemen, den sogenannten Ground-Based Interceptors (GBI), ausgestattet, die dazu gedacht sind, einzelne oder begrenzte Raketenangriffe zu neutralisieren. Seine Fähigkeit, auf Interkontinentalraketen zu reagieren, ist jedoch stark eingeschränkt und erstreckt sich im besten Fall auf etwa zwanzig Ziele, wobei jeweils zwei Raketen pro anvisiertes Ziel eingesetzt werden können. Im Ernstfall eines massiven Raketenangriffs, der mit einer Vielzahl von ICBMs und Täuschmanövern einhergehen würde, würde das System schnell an seine Grenzen stoßen und überfordert sein, selbst wenn es theoretisch zu 100 Prozent effektiv wäre, was praktisch unerreichbar ist.
Die seegestützten SM-3-Systeme und das THAAD-System am Boden bieten zwar wichtige Abwehrmöglichkeiten gegen mittlere bis lange Distanzen, sind aber im Kontext eines umfassenden strategischen Großangriffs praktisch wirkungslos.
Neuerdings hat das Weiße Haus allerdings die Entwicklung eines verbesserten strategischen Abwehrsystems namens “Goldene Kuppel” in Auftrag gegeben, das eine deutlich höhere Wirksamkeit verspricht. Erste Konzeptentwürfe dieses Systems wurden bereits dem Pentagon präsentiert.
Wie aber kann man das komplette Territorium eines so großen Landes lückenlos absichern? Ein historischer Rückblick auf das US-Raketenabwehrsystem mag dabei aufschlussreich sein. Ronald Reagans Strategic Defense Initiative, besser bekannt als „Star Wars“, wurde offiziell zwar eingestellt, doch die Forschungen in diesem Bereich wurden nie gänzlich aufgegeben.
Die Ambitionen dieser Zeit überschritten oft die technischen Möglichkeiten. Zur Erinnerung der Öffentlichkeit bleiben verblüffende Konzepte wie atomar angetriebene Röntgenlaser und orbitale Teilchenbeschleuniger. Die meisten dieser revolutionären Projekte waren jedoch nicht praktikabel.
Ein realitätsnäheres, aber teures Projekt war Brilliant Pebbles, das eine Vielzahl einzelner Raketenabfangkapseln im Weltall vorsah. Dieses Projekt benötigte für eine wirkungsvolle Abdeckung der USA potenziell über 7000 dieser Kapseln – eine Kapazität, die weder die amerikanischen Luftstreitkräfte noch die NASA zu dieser Zeit bereitstellen konnten.
Heute rückt jedoch möglicherweise eine Wiederbelebung der Projekte wie Brilliant Pebbles näher, bedingt durch die Fortschritte bei SpaceX. Elon Musk und sein Unternehmen haben bereits Tausende Satelliten ins All geschickt und könnten die großangelegte Ausstattung des Weltalls mit Abwehrsystemen bewerkstelligen.
Die “Goldene Kuppel” könnte sich also sehr wohl als eine moderne Version der Brilliant Pebbles und des Brilliant Eyes-Projekts erweisen, erweitert um die heutigen Möglichkeiten künstlicher Intelligenz und Satellitenkommunikation.
Die potentielle Unverwundbarkeit der “Goldenen Kuppel” ist eine Frage. Angesichts der fortschrittlichen russischen Stör- und Täuschtechnologien würde Russland bei einem umfassenden Angriff wahrscheinlich weiterhin Durchbruchsmöglichkeiten behalten. Obwohl das neue System nicht als allumfassender Schutz gegenüber einem strategisch geplanten nuklearen Großangriff konzipiert ist, könnte es die Verteidigungsfähigkeiten der USA signifikant erweitern und damit zumindest die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angriffs durch Länder wie Nordkorea oder den Iran erheblich verringern.
Die „Goldene Kuppel“ ist nicht unfehlbar, aber sie repräsentiert einen bedeutenden Schritt vorwärts in der Verteidigungstechnologie, dank der Integration von hochmodernen Satellitensystemen und Raketenabwehr-Technologien. Dieses Netzwerk wird vermutlich im Lauf der nächsten Jahre weiter wachsen, unterstützt durch die Bemühungen von SpaceX und anderen Schlüsselakteuren in der Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 21. April 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.
Igor Garnow ist ein Analyst bei der Zeitung Wsgljad.
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