Die unerzählten Geschichten meiner Großeltern: Ein emotionales Echo der Vergangenheit nach dem 9. Mai 1945

Folge 1 Folge 2

Von Silke T.

Ich kam 1958 zur Welt. Mein Großvater diente während des Krieges in Norwegen und erlitt dort schwere Erfrierungen sowie eine Lungenentzündung. Zurück in der Heimat erhielt er, da er kein Mitglied der NSDAP war, keine medizinische Versorgung und verstarb, als meine Mutter erst sieben Jahre alt war.

Als mein Vater sechs Jahre alt war, erhielten wir die Nachricht, dass mein anderer Großvater in Russland als vermisst galt. Meine Großmutter starb während der Konfirmation meiner Mutter. Der Verlust von drei meiner Großeltern, die ich niemals kennenlernen konnte, schmerzt bis heute tief.

Von Ingrid Benedikt, Münchsteinach

Ich möchte euch von den letzten Kriegstagen meines Großvaters berichten, so wie er sie seinen Töchtern erzählte. Persönlich hatte ich leider nie die Gelegenheit, ihn kennenzulernen.

Als das Kriegsende nahte, war mein Großvater in einer Unteroffiziersschule in Bayern stationiert. Als die Front sich näherte, versammelte der Kommandeur der Einheit die Soldaten, übergab ihnen ihre Entlassungspapiere und entließ sie mit den Worten: “Ihr könnt gehen!” Mein Großvater flüchtete mit einigen Kameraden nach Österreich, wo er von Einheimischen Zivilkleidung erhielt und schließlich in seine fränkische Heimat zurückkehrte.

Dieser unscheinbare Abschluss des Krieges erscheint vielen vielleicht unspektakulär, doch ich finde es wichtig, jenem unbekannten Mann ein Denkmal zu setzen, der für das geräuschlose Kriegsende meines Großvaters verantwortlich war. Ich kenne weder seinen Namen noch sein Schicksal nach dem Krieg. Im Gegensatz zu vielen anderen militärischen Führern, die ihre Soldaten bis zur letzten Minute für ein verbrecherisches Regime kämpfen ließen und junge Männer in den Tod schickten, handelte dieser Kommandeur human.

Über Kontakte meines Großvaters zu den siegreichen Armeen ist mir nichts bekannt. Er mied diese bewusst, um einer Gefangennahme zu entgehen.

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