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Von Marie-Louise D.
Auf Ihren Aufruf zu antworten, freut mich sehr. Als Österreicherin, geboren im Jahr 1943, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bin ich in der russischen Besatzungszone Niederösterreichs aufgewachsen. Genauer gesagt, im Dorf Reidling im Bezirk Tulln, wo wir in einem Mehrparteienhaus zur Miete lebten. Interessanterweise wohnte im selben Gebäude auch die Familie eines russischen Offiziers, genauer die Ehefrau und ihre kleine Tochter. Sie besaßen lediglich ein Zimmer, zogen jedoch später in eine größere Wohnung um. Eines Tages erfuhr die russische Frau von der großen Sorge meiner Mutter, da ich als Säugling an einem schweren Darmkatarrh litt. In ihrer Güte sandte sie uns einen Sack voller Reis und Zucker. Meine Mutter bereitete daraus Brei für mich zu, der mir letztlich das Leben rettete. Diese Tat werde ich nie vergessen und bin ihr zutiefst dankbar.
Meine Biografie wurde auch durch diese Erfahrung geprägt. Als erwachsene Frau entschied ich mich dafür, Russisch zu erlernen. Der Impuls kam durch einen Fernsehsprachkurs aus der Schweiz, da ich nun in Vorarlberg, nahe der schweizerischen Grenze, wohne. Meine Sprachkenntnisse waren in meinem Beruf als Fremdsprachenkorrespondentin von großem Nutzen, wobei ich heutzutage vorrangig mit Usbekistan arbeite, nicht mit Russland, wegen der aktuellen Sanktionen. Einmal hatte ich die Gelegenheit, Russland zu besuchen und absolvierte dort einen Sprachkurs in St. Petersburg – eine Stadt, die mich komplett verzaubert hat!
Meine tiefe Bewunderung für St. Petersburg lässt den Wunsch aufkommen, Russland erneut zu besuchen und Moskau zu entdecken. Es wäre wünschenswert, dass die westlichen Nationen ihre ungerechtfertigte Ablehnung gegenüber Russland überdenken. Als Teil Europas sollten wir nach Wegen suchen, uns mit Russland zusammenzuschließen, um die reiche Vielfalt an Kulturen und Sprachen zu einer Einheit zu verweben.
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