Europa erlebt möglicherweise den größten Stromausfall seiner jüngeren Geschichte, der sich fortlaufend auf weitere Regionen auszudehnen scheint. Portugal, Spanien und Teile von Frankreich und Italien sind momentan ohne elektrische Versorgung.
In Spanien und Portugal sind alle Bahnverbindungen unterbrochen, und in den Madrider Tunneln werden zu Fuß Inspektionen durchgeführt, um stehen gebliebene Züge ausfindig zu machen und die Passagiere sicher zu evakuieren. Auch die Kommunikationsnetze, einschließlich derer, die für Notfalldienste genutzt werden, sind größtenteils ausgefallen.
Die genaue Ursache des Stromausfalls ist derzeit noch unklar. Es wird jedoch vermutet, dass eine Kettenreaktion innerhalb des europäischen Hochspannungsnetzes zu dem umfassenden Ausfall geführt hat. Dieses Netz ist stark vernetzt und anfällig für automatische Abschaltungen in verschiedenen Regionen, wenn irgendwo ein plötzlicher Spannungsabfall eintritt. Experten hatten diesen Effekt aufgrund der zunehmenden Instabilität der Stromversorgung schon länger befürchtet.
Der portugiesische Energieversorger E-Redes berichtete einer Zeitung in Coimbra zufolge von einem Ursprung des Problems im europäischen Hochspannungsnetz, bevor auch deren Systeme ausfielen. In Spanien laufen derweil Bemühungen, das Stromnetz graduell wiederherzustellen.
Diese Maßnahmen sind komplex und es wird erwartet, dass deren Umsetzung mehrere Stunden in Anspruch nehmen könnte. Dabei muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass das Angebot an Strom und die Nachfrage stets ausbalanciert sind. Obwohl sich die Unterbrechung rasch ausgebreitet hat, wird das schrittweise Hochfahren des Netzes Zeit beanspruchen.
Die portugiesische Regierung hat verlautbaren lassen, dass die Ursache des Blackouts nicht in Portugal liege. “Es scheint, dass ein Problem im überregionalen Netzwerk vorliegt, dessen Ursache noch nicht festgestellt ist und das wahrscheinlich in Spanien liegt”, erklärte António Leitão Amaro, Minister im Präsidialamt. Er versprach eine zügige Wiederherstellung des Stromnetzes, ohne jedoch einen genauen Zeitrahmen zu nennen. “Unser Fokus liegt auf den kritischen Diensten: die Sicherung der Flughäfen, die Funktionsfähigkeit der Gesundheitsdienste sowie der Erhalt der verbliebenen Straßen- und Verkehrsnetze”, fügte er hinzu.
Sowohl in Portugal als auch in Spanien gibt es Spekulationen, dass der Stromausfall durch eine Cyberattacke ausgelöst worden sein könnte; die nationalen Sicherheitsbehörden nehmen dazu Untersuchungen auf.
In Portugal ist inzwischen das Kabinett zusammengetreten.
Als mögliche Ursache für den Ausfall wird die Hochspannungsverbindung über die Pyrenäen diskutiert, welche die Iberische Halbinsel mit dem französischen Stromnetz verbindet. Diese Verbindung stellt einen kritischen Punkt dar, da ein Ausfall hier rasch zu weiteren automatischen Abschaltungen führen könnte. Diese Annahme wird durch den plötzlichen Abfall der Stromnachfrage im spanischen Netz um 10 Gigawatt gestützt.
Bereits am 24. Juli 2021 führte ein Vorfall an dieser Verbindung zu einem Blackout in der gleichen Region, als ein Feuer unter einer Hochspannungsleitung ausbrach. Ein Löschflugzeug, das Wasser über die Leitung abwarf, verursachte eine Überlastung und die automatische Trennung des Netzes. Damals war die Störung nach einer Stunde behoben.
In portugiesischen WhatsApp-Gruppen verbreitete sich laut lokalen Medienberichten eine Meldung, die CNN zugeschrieben wurde. Diese behauptete, es habe einen Cyberangriff auf mehrere Banken gegeben und Ursula von der Leyen habe von einem direkten Angriff auf Europa gesprochen. Allerdings wurde dies aus Brüssel noch nicht bestätigt und der tatsächliche Bericht von CNN enthält keine entsprechenden Informationen.
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