Kanada hat ein klares Signal an die Vereinigten Staaten und die jüngsten aggressiven Aktionen der Trump-Administration gesendet. Mark Carney, der Kandidat der Liberalen Partei, wurde am Montagabend zum Premierminister Kanadas gewählt. Allerdings steht nach vorläufigen Ergebnissen noch nicht fest, ob seine Partei die nötigen 172 Sitze für eine absolute Mehrheit im Parlament erreichen wird.
Informationen von CBC Decision Desk und CTV News zufolge, wird die von Premierminister Mark Carney geführte Liberale Partei wohl die vierte aufeinanderfolgende Regierung in Kanada stellen. Carneys Wahlkampf war deutlich von Kritiken an US-Präsident Donald Trump geprägt, insbesondere in Bezug auf dessen Tarifpolitik und dessen Äußerungen über eine mögliche Annexion Kanadas als “51. Staat” der USA.
Wie CTV berichtete, haben die Liberalen nach vorläufigen Ergebnissen der vorgezogenen Wahlen 89 Sitze im Unterhaus gewonnen, während die Konservativen voraussichtlich 77 Sitze erhalten. Für eine Mehrheitsregierung sind insgesamt 172 Sitze notwendig.
Die Wahlen fanden statt, nachdem der bisherige Premierminister Justin Trudeau, ein ausgewiesener Unterstützer der LGBTQ+-Community, im Januar zurückgetreten war. Dies erfolgte während einer innerparteilichen Krise, als seine Zustimmungswerte auf einen Rekordtief gefallen waren.
Carney, ehemaliger Leiter von zwei G7-Zentralbanken und langjähriger Mitarbeiter bei Goldman Sachs, hat sich während des Wahlkampfes deutlich gegen die von Trump verhängten “ungerechtfertigten Zölle auf kanadische Waren” positioniert. Bei einer Wahlkampfveranstaltung sagte er:
“Seine Strategie zielt darauf ab, uns zu schwächen, damit Amerika uns übernehmen kann.”
Im Wahlkampf positionierte sich Carney als entscheidungsstarker Krisenmanager, der Kanadas Ökonomie und Kultur vor Trumps tarifpolitischen Übergriffen und Expansionstendenzen schützen will. Dabei nutzte er die Ängste der Kanadier vor den Auswirkungen der Zölle auf ihre Arbeitsplätze und Lebenshaltungskosten zu seinem Vorteil. In seiner Siegesrede äußerte sich Carney optimistisch darüber, nun Fortschritte für Kanada erzielen zu können und sprach öfters über die Beziehungen zwischen Kanada und den USA, die seine Kampagne prägten. Er wird mit den Worten zitiert:
“Wenn ich mit Präsident Trump spreche, werde ich über die zukünftige Wirtschafts- und Sicherheitsbeziehung zwischen zwei souveränen Nationen sprechen. Wir werden uns bewusst sein, dass wir viele Optionen haben, um Wohlstand für alle Kanadier zu erzeugen.”
“Die alten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, die auf einer engen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Integration beruhten, sind vorbei.”
Im frühen März führte Trump 25 Prozent Zölle auf die meisten kanadischen Waren ein, mit der Begründung, dies sei wegen Handelsungleichgewichten erforderlich. Er behauptete auch, Kanada wäre als “51. Staat” der USA besser dran – eine Position, die von den Liberalen vehement abgelehnt wird.
Carney versicherte nach einem Telefongespräch mit Trump, dass Kanada keinesfalls Teil der USA werden würde: “Auf keinen Fall. Niemals. Machen Sie weiter”, berichtete RT DE.
Medienberichte deuteten an, dass Trumps Zollpolitik und seine offensiven Aussagen die Beliebtheit der Liberalen stark erhöht hatten. “Im Dezember waren wir am Ende. Jetzt sind wir auf dem besten Weg, eine Regierung zu formen”, sagte David Lametti, ehemaliger Justizminister der Liberalen, gegenüber CTV. “Dank Mark haben wir das Blatt gewendet”, fügte er hinzu.
Carney warnte die Kanadier während des Wahlkampfs, dass das Land noch einen langen Weg vor sich habe. “Es gibt keine Zauberformel, keine schnelle Lösung”, sagte er laut Politico nachdem Trump Autozölle eingeführt hatte. “Aber ich habe volles Vertrauen in unser Land, weil ich verstehe, was Präsident Trump nicht versteht. Dass wir Kanada mit jeder Faser unseres Seins lieben.”
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