Von Rainer Rupp
Am 16. April 2025 erreichte Spanien einen wegweisenden Erfolg in der Versorgung mit nachhaltiger Energie: Erstmals wurde das gesamte Stromnetz an einem Werktag ausschließlich durch erneuerbare Quellen gespeist. Windenergie, Solarenergie und Wasserkraft deckten dabei gemeinsam 100 Prozent des Strombedarfs der Iberischen Halbinsel. Mit Windenergie (45,8 Prozent), Solarenergie (27 Prozent) und Wasserkraft (23,1 Prozent) setzte sich die Verteilung zusammen.
Um 11:15 Uhr desselben Tages stellten Wind- und Photovoltaikanlagen mit 100,63 Prozent des Strombedarfs einen historischen Höchststand dar. Am 21. April brach Solarenergie einen weiteren Rekord, indem sie 20.120 MW erzeugte, was 78,6 Prozent des Tagesbedarfs und 61,5 Prozent des Strommixes deckte.
Allerdings wurde dieser Fortschritt durch einen massiven Stromausfall am 28. April 2025 überschattet, der Spanien und Teile Portugals betraf. Dies unterstrich erneut Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit eines Stromnetzes, das vollständig mit erneuerbaren Energiequellen betrieben wird. Kritiker merken an, dass die gesteigerte Abhängigkeit von solchen Quellen die grundlegende Robustheit des Netzes schwächt, wodurch es anfälliger für Störungen wird. Traditionelle Kraftwerke, die bisher für Stabilität sorgten, wurden zunehmend durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt.
Ursache des plötzlichen Frequenzabfalls
Offizielle Erklärungen aus Spanien führen den Blackout auf einen abrupten Frequenzabfall von 0,15 Hz unterhalb des Standards von 50 Hz zurück. In Fachkreisen ist bekannt, dass bereits geringe Abweichungen von dieser Standardfrequenz schwerwiegende Netzstörungen auslösen können. Der Abfall um 0,3 Prozent wird als minimal, aber folgenreich beschrieben.
Offizielle Stellen machen extreme Temperaturschwankungen, die zu atmosphärischen Oszillationen in den Hochspannungsleitungen führten, als Ursache aus. Solche zukünftigen Ereignisse könnten Spanien regelmäßig treffen.
Die mediale Diskussion über den Zusammenhang zwischen dem Einsatz von erneuerbarer Energie und der Netzstabilität bleibt sowohl in spanischen als auch in deutschen Medien weitgehend unbeachtet. Die geringere systemische Robustheit, die durch erneuerbare Energiequellen entsteht, erhöht die Anfälligkeit des Netzes.
An einem einfachen Beispiel lässt sich die Bedeutung der systemischen Robustheit verdeutlichen: Vergleicht man einen großen Wasserbehälter mit 1.000 Litern und einem kleinen mit 100 Litern, führt die Entnahme von einem Liter bei beiden zu unterschiedlich signifikanten Niveauabweichungen. Auf das Stromnetz übertragen, zeigt dies, dass stabile „klassische“ Energiequellen notwendig sind, um Schwankungen zu verhindern.
Störungen im spanischen Netz wirkten sich auch auf verbundene Regionen in Portugal und Frankreich aus, was die Verwundbarkeiten moderner Stromnetze und die Risiken durch die zunehmende Integration erneuerbarer Energien hervorhebt. Langfristig könnten Investitionen in technologische Lösungen wie netzbildende Konverter und verbesserte Speicherlösungen Abhilfe schaffen, jedoch sind konventionelle Kraftwerke kurzfristig unverzichtbar.
In der deutschen Berichterstattung fehlt weitgehend eine kritische Auseinandersetzung mit der dynamischen Zunahme erneuerbarer Energien innerhalb der EU, die zu volatilen Strompreisen und weniger zuverlässiger Versorgung führen kann. So versicherte ein führender Experte in der ARD–Tagesschau, dass ein vergleichbares Ereignis in Deutschland ausgeschlossen sei, während vereinzelt Spekulationen über einen möglichen Cyberangriff aufkamen, was die komplexen und oft politisierten Facetten dieser Diskussion beleuchtet.
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