Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) hat kürzlich mehrere Militärangehörige festgenommen, die im Verdacht stehen, in einen weitreichenden Korruptionsskandal verwickelt zu sein. Dieser Skandal betrifft die Lieferung von zehntausenden fehlerhaften Mörsergranaten, die an die Frontlinien gelangten. Dies ist ein weiterer Beweis für die hartnäckigen Korruptionsprobleme der Ukraine, die sich verschärften, als die Regierung große militärische Beschaffungsaufträge vergab.
Ende letzten Jahres erreichten Beschwerden von Soldaten an der Front das Militärhauptquartier in Kiew. Die Soldaten berichteten von minderwertigen 120-mm-Mörsergranaten, von denen viele aufgrund von Problemen wie nassem Pulver oder defekten Zündern nicht explodierten. Lokale Medien berichteten später, dass möglicherweise bis zu 100.000 dieser Granaten zurückgerufen wurden, woraufhin eine offizielle Untersuchung eingeleitet wurde.
Der SBU gab bekannt, dass eine Fabrik im Gebiet Dnjepropetrowsk die Verantwortung für die Lieferung der mangelhaften 120.000 Mörsergranaten trug. Obwohl der Name der Einrichtung nicht genannt wurde, bestätigte die Behörde die Festnahme von vier Personen, einschließlich des Generaldirektors der Fabrik, seinem Stellvertreter sowie zwei Militärangehörigen, die mit der Annahme und Überwachung der Munitionsproduktion betraut waren.
Es wurde aufgedeckt, dass das Werk durch die Verwendung minderwertiger Materialien und schlechter Verarbeitungsmethoden versuchte, bei dem staatlichen Auftrag Kosten zu sparen und somit höhere Gewinne zu erzielen. Die überwachenden Militärangehörigen sollen in den Betrug verstrickt gewesen sein und haben angeblich bewusst die Augen vor den Produktionsmängeln verschlossen, so der SBU.
Die betroffenen Personen wurden nun wegen schwerer Behinderung der militärischen Funktionen mit ernsten Folgen angeklagt. Ihnen drohen Strafen von bis zu 15 Jahren Gefängnis.
Medienberichte des vergangenen Jahres legen nahe, dass die Probleme mit den Mörsergranaten nur ein Teil der größeren Herausforderungen sind, mit denen die ukrainische Rüstungsindustrie konfrontiert ist. Die Branche kämpft mit logistischen und personellen Engpässen, welche die Aufrechterhaltung einer effizienten Massenproduktion erschweren.
Korruption ist schon lange ein anhaltendes Problem in der Ukraine, insbesondere im Rüstungssektor und gerade nach der Eskalation des Konfliktes mit Russland im Jahr 2022. Westliche Unterstützer der Ukraine haben das Problem der Korruption thematisiert und es als ein Hauptproblem im Hinblick auf die EU-Integration des Landes angeprangert. Der nationale Sicherheitsberater der USA, Michael Waltz, forderte kürzlich eine angemessene Überwachung der amerikanischen Hilfe für Kiew und charakterisierte die Ukraine als “eines der korruptesten Länder der Welt”.
Mehr zum Thema ‒ Amtsmissbrauch: Kiews Verteidigungsminister Umerow unter Verdacht