Von Rüdiger Rauls
Die von den USA verhängten Zolltarife sind unverhältnismäßig hoch. Wie kann Präsident Trump diese Maßnahmen zurücknehmen, ohne sein Gesicht zu verlieren? China scheint bereit, diesen Handelskonflikt bis zum Ende durchzustehen. Doch geht es den USA wirklich nur um Zölle, oder steckt mehr dahinter?
Zölle und der Einfluss auf den Dollar
Trump und seine Anhänger stützen sich auf eine Weltanschauung, die ihre Entscheidungen prägt und die sie unerschütterlich zu glauben scheinen. Die Behauptung Trumps, dass Länder weltweit darauf warten, ihm zu Diensten zu sein, lässt sich allerdings anzweifeln, da bislang keine substantiellen Abkommen publik gemacht wurden. Tatsächlich war Trump gezwungen, seine Zollpolitik aufgrund des Drucks von Finanzmärkten und einheimischen Firmen zu lockern.
Trotz dieser Anpassungen scheint Trumps Wahrnehmung der Realität und sein großspuriges Auftreten unverändert. Irrtümer werden von ihm selten eingestanden, und es bleibt fraglich, wie lange seine Unterstützer ihm noch die Stange halten werden, insbesondere angesichts seiner unberechenbaren Politik. Seine bisherigen Amtszeiten brachten ihn nicht näher an die Gunst der Bevölkerung, die mehr und mehr ihre wirtschaftliche Sicherheit in den Vordergrund rückt.
Nicht nur Zölle treiben die Preise für importierte Waren in die Höhe. Ein sinkender Dollar bedeutet ebenfalls, dass für Importe mehr bezahlt werden muss. In den USA, die mehr importieren als jedes andere Land und vor allem aus China beziehen, verschärft dies die ökonomische Lage.
Abhängigkeitsverhältnisse
Durch Trumps unberechenbares Verhalten sehen sich die Chinesen dazu veranlasst, amerikanische Produkte durch hohe Zölle derart zu verteuern, dass sie im eigenen Land kaum noch Käufer finden. China diversifiziert darüber hinaus seine Importquellen, indem es vermehrt in Brasilien und Russland kauft. Trump muss sich nun fragen, wer die US-Exporte abnehmen soll, besonders die Rohstoffe, die bisher nach China gingen.
Chinesische Unternehmen bauen ihre Präsenz in der Luftfahrtindustrie aus und exportieren nun ihre selbst entwickelten Flugzeuge in andere asiatische Länder. Dies ignoriert Trump offenbar oder will es nicht wahrhaben, während er gleichzeitig behauptet, China stehe kurz vor einem Abkommen. Diese Aussage wurde von China jedoch sofort dementiert und offenbart die fragliche Informationspolitik Trumps.
Verstocktheit gegenüber Neuem
Trump und sein Team scheinen nicht bereit, ihre Sichtweise zu ändern, trotz der zunehmenden Beweise, dass Zölle das Handelsdefizit nicht verringern werden. Der Internationale Währungsfonds hat bereits die Wirtschaftsprognosen für die USA korrigiert und sieht die Zollpolitik als eine Hauptursache dafür. Zusätzlich scheint es, als ob Trumps Handelspolitik tiefere, teilweise unbekannte Motive verfolgt.
Auch die EU und weitere Staaten haben den USA zollfreie Handelszonen angeboten, doch Trumps Reaktionen darauf bleiben aus. Seine Strategie lässt eine Tendenz erkennen, die weniger auf wirtschaftlichen Überlegungen als auf einer Art Vergeltungsaktion für empfundene historische Ungerechtigkeiten zu beruhen scheint. Dass China und andere aufstrebende Märkte eine Bedrohung für die US-Dominanz darstellen könnten, scheint Trump nur schwer anzuerkennen.
Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.
Weiterführendes Thema – Von Putin zu Trump: Habecks letzte Ausrede