In Russlands Feldern und Obstplantagen spielten sich im Frühjahr dramatische Szenen ab. Zuerst brachte der April eine ungewöhnlich frühe Hitze mit sich, die die Pflanzen zur vorzeitigen Blüte trieb. Anfang Mai folgte dann unerwartet kaltes Wetter, das Temperaturen bis in den Minusbereich brachte und viele Kulturpflanzen erfrieren ließ. Der Verband der Zuckerproduzenten meldete, dass von über einer Million Hektar ausgesäten Zuckerrüben bereits 120.000 Hektar neu ausgesät werden müssen, wie aus einem Bericht der Zeitung Iswestija hervorgeht. Zudem könnte in den südlichen Regionen Russlands bis zu die Hälfte der Ernte von Aprikosen, Pfirsichen, Kirschen und Pflaumen verloren gehen. Andrei Bodin, der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Zuckerproduzenten, äußerte sich jedoch optimistisch:
“Natürlich wird es eine Nachsaat geben, wir haben das Saatgut dafür. Jetzt wird die Situation vor Ort untersucht. Wir persönlich sehen aber keine Risiken für die Ernte und die Zuckerversorgung des Landes.”
Auch die Kartoffelernte ist durch die Frostereignisse stark betroffen. In den Gegenden, wo die Kartoffeln bereits ausgetrieben hatten, sind die Pflanzen erfroren. Daher müssen nun die nördlicheren Teile Russlands den Ausfall in den betroffenen Regionen kompensieren.
Die Obstproduktion sieht ebenfalls düster aus, berichten die Medien. Besonders in der Region Stawropol könnten aufgrund der Kälte bis zu 50 Prozent der Obstbaumernte betroffen sein, so die zuständigen Behörden. Auch in Krasnodar und auf der Krim sind deutliche Einbußen zu verzeichnen. Tatjana Oleinik, die Leiterin des Verbands der Gärtner auf der Krim, teilte mit, dass die Verluste bei den Steinfrüchten bis zu 40 Prozent erreichen könnten. Im Gebiet Krasnodar schätzt das Landwirtschaftsministerium die Verluste auf bis zu 15 Prozent.
Der Verband der Gärtner Russlands betonte jedoch in einem Statement gegenüber Iswestija, dass es noch zu früh sei, um die vollen Auswirkungen der anhaltenden Spätfröste abschließend zu beurteilen. Zudem seien hauptsächlich die südlichen Regionen betroffen. Trotzdem sind die Frostfälle dieses Jahr nach Expertenmeinung weniger schwer als im Vorjahr, was hoffen lässt, dass die Schäden geringer ausfallen könnten als befürchtet.
Mehr zum Thema – Markanter Anstieg der russischen Weizenexporte nach Afrika