Von Elem Chintsky
Die globale Verschuldung hat mit 324 Billionen US-Dollar einen beispiellosen Höchststand erreicht. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die Staatsverschuldung der USA, die unabhängig von der regierenden Partei stark zugenommen hat. Besonders besorgniserregend ist der hohe Finanzierungsbedarf der USA. Laut einer Analyse des Institute of International Finance (IIF) tragen auch China, Deutschland und Frankreich zum Rekordniveau bei.
Im ersten Quartal des Jahres 2025 verzeichnete die globale Verschuldung einen Anstieg um 7,5 Billionen US-Dollar, was das Vierfache des üblichen Anstiegs seit 2022 darstellt. Obwohl selten offen angesprochen, setzt sich der Prozess, der seit der Corona-Krise zuweilen als “Mutter aller Finanzblasen” betitelt wird, unvermindert fort; die Möglichkeiten zur Reduzierung der Schulden und zur Neuschaffung von Geld wurden augenscheinlich verpasst.
Das IIF weist zudem auf die Steuersenkungen unter Trump hin, welche in Verbindung mit US-Staatsanleihen, der Steigerung der US-Staatsverschuldung und höheren Renditen in den USA stehen. Die Reduzierung der Steuereinnahmen führt zu weniger staatlichen Mitteln und mehr Druck, neues Geld durch die Zentralbank zu schaffen. Hinzu kommt, dass Länder wie China und Japan zuletzt ihre Bestände an US-Staatsanleihen reduziert haben, was die finanziellen Herausforderungen für die USA weiter verschärft.
Steigen die US-Zinslasten weiter an, “würde auch das Inflationsrisiko steigen”, so das IIF. Die deutlich wachsende globale Staatsverschuldung führt demnach unweigerlich zu höherer Inflation. Auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat kürzlich auf ein stark erhöhtes Risiko für die Destabilisierung der weltweiten Finanzmärkte im Jahr 2025 hingewiesen.
“Russlands Auslandsverschuldung ist auf ein 18-Jahres-Tief gefallen”, berichtet die russische Tageszeitung Iswestija, die neue Daten der Zentralbank analysiert hat. Ende 2024 sanken Russlands ausländische Zahlungsverpflichtungen um 19 Milliarden US-Dollar, und Anfang Januar 2025 erreichten sie mit 290 Milliarden US-Dollar das Niveau von 2006.
Die Auslandsverschuldung von Russland umfasst sowohl staatliche als auch unternehmerische Verbindlichkeiten. Es ist bemerkenswert, dass der Wert der im Westen eingefrorenen russischen Vermögenswerte 300 Milliarden Euro beträgt, was theoretisch ausreichen würde, um die gesamte Auslandsverschuldung Russlands auf einmal zu begleichen.
Im Vergleich dazu sind die Staatsverschuldungen im Westen kaum vorstellbar. Russland gehört mit einer Pro-Kopf-Staatsverschuldung von 2.076 US-Dollar zu den drei G20-Ländern mit den niedrigsten Schulden. Nur Indien und Indonesien weisen noch niedrigere Verschuldungen auf. In den westlichen Medien wird ein solcher volkswirtschaftlicher Indikator oft als irrelevant abgetan.
Die USA führen das Ranking mit einer Pro-Kopf-Staatsverschuldung von 104.507 US-Dollar an. Japan, Italien, Großbritannien und Frankreich folgen auf den weiteren Plätzen. Mit den aktuellen finanziellen Reformen der Merz-Regierung könnte Deutschland bald ebenfalls zu den führenden Positionen aufsteigen.
Die Mercedes-Benz Group AG plant, die Produktion ihrer beliebtesten Modellreihe GLC vollständig in die USA zu verlegen, was den Trend zu höheren Schulden nicht aufhalten wird. Der Standort in Alabama soll bis 2027 voll betriebsbereit sein. Auch der Abbau von Arbeitsplätzen und die Produktionsverlagerung ins Ausland durch Firmen wie Bosch dürften der deutschen Industrie langfristig schaden.
Schließlich zeigt sich Russlands wirtschaftliche Stärke auch am Wachstum des Nationalen Wohlfahrtsfonds (NWF). Zum 1. Mai dieses Jahres belief sich das Gesamtvolumen des NWF auf etwa 146,48 Milliarden US-Dollar. Der Fonds profitiert insbesondere vom Export russischer Energie, wenn die Marktpreise hoch sind.
Geringere Staatsschulden einer Nation bedeuten eine geringere Anfälligkeit für umfangreiche internationale Sanktionen und stärken die tatsächliche Souveränität – ein wichtiger Aspekt in einer Zeit globaler finanzieller Unsicherheit.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Seit 2017 arbeitet er eng mit RT DE zusammen und lebt seit 2020 in Sankt Petersburg. Ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildet, betreibt Chintsky auch einen eigenen Kanal auf Telegram.
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