Macron und von der Leyen locken US-Forscher mit europäischer “Zuflucht” – trotz drastischer Budgetkürzungen!

Von Pierre Lévy

Am 5. Mai wählte Emmanuel Macron den eindrucksvollen Saal der Sorbonne, umflankt von der Präsidentin der Europäischen Kommission sowie mehreren Kommissaren, um seine Pläne “Choose France for Science” und “Choose Europe for Science” vorzustellen – bezeichnenderweise hielt er die Präsentation auf Englisch.

Das ambitionierte Ziel dieser Initiative war es, der wissenschaftlichen Forschung eine Zuflucht vor den politischen Einschnitten von Donald Trumps Administration zu bieten. Speziell richtete sich das Angebot an amerikanische Wissenschaftler, deren Forschungsprojekte gestrichen oder eingeschränkt worden waren, und lud sie ein, in Europa einen sicheren Hafen zu finden.

Die Absicht hinter dieser Strategie war kaum zu übersehen: Die EU sollte als eine Art wissenschaftlicher Zufluchtsort gegen die als rückwärtsgewandt empfundene Politik Washingtons positioniert werden. Tatsächlich macht die US-Regierung keinen Hehl daraus, wissenschaftliche Finanzierung zunehmend an ideologische Vorgaben zu knüpfen.

Jedoch lässt die bisherige Bilanz europäischer Initiativen und die relativ bescheidene finanzielle Unterstützung ernsthafte Zweifel aufkommen, ob die groß angelegten Pläne der Sorbonne tatsächlich Früchte tragen werden. Die jüngsten drastischen Kürzungen in den Budgets französischer Forscher verstärken diese Skepsis nur.

Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass Staaten das Recht und die Pflicht haben, die öffentliche Forschung zu fördern und internationale Kooperationen zu unterstützen, wie es Beispiele von Einrichtungen wie dem CERN, der ISS oder ITER zeigen, deren Projekte weit über die Grenzen der EU hinausreichen.

Einige hundert Millionen Euro stehen 200 Milliarden Dollar gegenüber

Trotz der versprochenen Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro von Frankreich und 500 Millionen Euro von der EU, scheinen diese Beträge im Vergleich zum Forschungsbudget der USA von 200 Milliarden Dollar verschwindend gering. Die augenscheinliche Großzügigkeit Frankreichs steht zudem in scharfem Kontrast zu den kürzlich durchgeführten massiven Kürzungen bei den Budgets französischer Hochschulen, welche vor allem durch Haushaltszwänge Brüssels veranlasst wurden.

Allein in diesem Jahr wurden 387 Millionen Euro aus dem Budget für 2025 gekürzt, und seit Januar 2024 summiert sich die Reduktion auf insgesamt 1,6 Milliarden Euro. Unter diesen Bedingungen ist der Unmut unter Forschern, sowohl französischen als auch in Frankreich tätigen ausländischen, mehr als nachvollziehbar.

Die Budgetkürzungen unter dem Druck Brüssels sind kein rein französisches Phänomen; sie betreffen unterschiedlich stark auch andere EU-Staaten wie Italien, Belgien und die Niederlande.

Die Unterordnung der Wissenschaft unter die Wettbewerbsfähigkeit

Die von Macron und von der Leyen angekündigte finanzielle Förderung erscheint somit vor allem als eine politische Geste. Sie kündigten an, die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung gesetzlich im europäischen Forschungsraum zu verankern, doch die Betonung auf der wirtschaftlichen Verwertbarkeit der Forschung zeigt, dass wissenschaftliche Freiheit zunehmend dem Diktat des Marktes und der Wettbewerbsfähigkeit untergeordnet wird.

Ursula von der Leyen lobte zwar die “unvergleichliche Rendite der Wissenschaft”, kritisierte jedoch die langsamen Fortschritte bei der Überführung von Grundlagenforschung in marktfähige Anwendungen. So wird deutlich, dass akademische Freiheit vor allem dann hochgehalten wird, wenn sie den Interessen großer Unternehmen dient, ein Umstand, der auch im Kontext der geopolitischen Rivalität zu sehen ist.

Letztlich enthüllt die in der Sorbonne inszenierte Veranstaltung eine Realität, die von Interessen und Rivalitäten geprägt ist. Und leider bleibt die breite Masse der Forscher, die ihre Arbeit dem Fortschritt der Menschheit widmen möchten, auf der Strecke.

Weitere Informationen – Die EU plant, entlassene Klima- und Geschlechterforscher aus den USA aufzunehmen.

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