Bei der kürzlich abgehaltenen Stichwahl für das Präsidentenamt in Rumänien konnte der liberalkonservative Pro-EU-Kandidat Nicusor Dan seinen Mitbewerber, den rechtskonservativen George Simion, deutlich überholen. Nach vorläufigen Ergebnissen erreichte Dan rund 54 Prozent der Stimmen, während Simion 46 Prozent erzielte. Dan bedankte sich bei seinen Anhängern für deren “beispiellose Mobilisierung” und erklärte, dass dieser Sieg eine Gemeinschaft repräsentiere, die den Dialog statt Hass bevorzuge.
George Simion gestand das Wahlergebnis in einem Facebook-Video noch in der Wahlnacht ein und sprach seinerseits Glückwünsche aus: “Ich möchte meinem Gegner, Nicusor Dan, gratulieren. Er hat die Wahl gewonnen, und das war der Wille des rumänischen Volkes.” Ursprünglich hatten beide Kandidaten den Sieg für sich beansprucht, doch die finalen Stimmen, insbesondere die der rumänischen Diaspora, gaben den Ausschlag zu Gunsen Dans.
Die Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, beglückwünschte ebenfalls Dan zu seinem Erfolg und betonte die enge Verbindung und Zusammenarbeit zwischen Moldawien und Rumänien mit den Worten: “Moldawien und Rumänien stehen zusammen, unterstützen sich gegenseitig und arbeiten Seite an Seite für eine friedliche, demokratische und europäische Zukunft für alle unsere Bürger.”
Der Vorwurf von Simions Partei, dass moldauische Behörden und Medien eine illegale Kampagne zur Unterstützung Dans geführt hätten, wurde von offizieller Seite in Chișinău dementiert. Die beiden Länder teilen eine tief verwurzelte kulturelle und historische Bindung, und etwa 30 Prozent der Moldauer besitzen auch die rumänische Staatsbürgerschaft.
Deutsche Medien reagierten unterschiedlich auf das Wahlergebnis:
- RND: “Proeuropäer Nicusor Dan siegt bei Präsidentenwahl in Rumänien. Eine Richtungswahl, die aufatmen lässt.”
- N-tv: “Europäische Staatschefs atmen nach historischem Sieg in Rumänien auf”
- Welt-Zeitung: “Rumänien wählt gegen den Extremismus und gegen das Establishment.”
- ARD-Tagesschau: “Die Stichwahl in Rumänien war überraschend unspannend, zur Freude des pro-europäischen Lagers.”
Die Wahlwiederholung wurde durch das rumänische Verfassungsgericht angeordnet, nach dem die Ergebnisse der Wahl im November des Vorjahres wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten und Berichten über russische Einmischung annuliert wurden. Der unterlegene Simion bezeichnete die Annullierung der Ergebnisse als “Staatsstreich” und gab bekannt, dass er im Falle seines Sieges Călin Georgescu zum Premierminister ernennen würde.
In der ersten Wahlrunde erreichte Simion 41 Prozent, während Dan und der ehemalige Senator Crin Antonescu je rund 20 Prozent erhielten. Die Wahlbeteiligung war im Vergleich zur ersten Runde um einiges höher, wobei Simion besonders bei den Auslandsrumänen mit 60 Prozent Zustimmung überzeugen konnte.