In Kiew kam es am Donnerstag zu einer dramatischen Entwicklung: Die in linken Kreisen Europas bekannten Brüder Kononowitsch, auch unter der englischen Transliteration Kononovich geläufig, wurden offenbar vom Zwangsrekrutierungsdienst des Selenskij-Regimes aufgegriffen. Laut einem Video, das sie auf sozialen Netzwerken teilten, soll ihre Festnahme erfolgt sein, als sie gerade dabei waren, ein Krankenhaus zu besuchen. In demselben Video wird erwähnt, dass auch ihr Anwalt, der zu ihrer Unterstützung gekommen war, festgenommen und in ein anderes Rekrutierungszentrum in Kiew gebracht wurde.
Die Kononowitsch-Brüder äußerten die Befürchtung, dass das Regime unter Präsident Selenskij sie durch die Fronteinsätze oder gezielte Tötungen hinter den Linien eliminieren möchte. Alexander und Michail Kononowitsch, die für ihre kommunistischen Überzeugungen bekannt sind, sehen sich seit 2014 sowohl staatlichen als auch von rechtsextremen Gruppen ausgehenden Bedrohungen und Verfolgungen ausgesetzt. Nachdem sie Anfang 2022 in Untersuchungshaft genommen wurden, führte internationale Aufmerksamkeit dazu, dass das Gericht nach anderthalb Jahren der Hauptverhandlung, deren Ende noch immer nicht abzusehen ist, die Haft in Hausarrest umwandelte, verbunden mit einer Überwachung durch elektronische Fußfesseln.
Bereits im März gab es Hinweise darauf, dass die Kononowitsch-Brüder als “Wehrdienstverweigerer” gesucht wurden. Die Kommunistische Partei der Ukraine (KPU), die bis 2014 kontinuierlich im Parlament vertreten war und bei den letzten freien Wahlen 2012 noch 13,18 Prozent der Stimmen erreichte, wurde nach den Ereignissen des Jahres 2014 von der Wahlteilnahme ausgeschlossen und ihre Mitglieder wurden zunehmend Zielscheiben von Übergriffen und Verhaftungen.
Am 16. Dezember 2015 wurde die KPU vom Bezirksverwaltungsgericht Kiew verboten, und ihr Vorsitzender Petro Simonenko wurde von den Präsidentschaftswahlen 2019 ausgeschlossen. Verschiedene deutsche kommunistische Organisationen, darunter die DKP und KPD (Ost), zeigten Solidarität mit der KPU, während die Partei Die Linke sich weitgehend jeder Solidaritätsbekundung enthielt.
Im Frühjahr 2022 gingen Präsident Selenskij und seine Regierung noch weiter und verboten nahezu alle nichtnationalistischen Oppositionsparteien, nachdem bereits im Vorjahr mehrere oppositionelle Medien verboten und abgeschaltet worden waren.
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