Die US-Regierung hat ihren Handelspartnern eine knappe Frist gesetzt: Bis morgen müssen Vorschläge eingereicht werden, um die von den USA initiierten Zollkonflikte zu lösen. Diese plötzliche Hast ist wahrscheinlich auch auf die zunehmende Nervosität an den Finanzmärkten zurückzuführen.
Ein Entwurf eines US-Schreibens, der von Reuters eingesehen wurde, fordert die Handelspartner auf, bis Mittwoch Lösungsvorschläge für den Industrie- und Agrarsektor vorzulegen. Laut der Zeitung Welt enthalten diese neben Zugeständnissen bei Zöllen und Quoten für den Kauf amerikanischer Produkte auch Maßnahmen zur Beseitigung weiterer Handelsbarrieren. Washington hat angekündigt, die Vorschläge schnell zu prüfen und den Partnern Kompromissvorschläge, einschließlich gegenseitiger Zollvereinbarungen, vorzulegen.
Ein Stratege des Analyseunternehmens CFRA erklärte die Gründe für Washingtons Druck so: “Es ist diese anhaltende Unsicherheit, dieses Nichtwissen, ob der Handelskrieg weitergeht oder nicht, weil ständig etwas Neues hinzugefügt oder verschoben wird.”
Erst letzten Freitag hatte US-Präsident Donald Trump die Verdopplung der Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte für den folgenden Mittwoch angekündigt, wie RT DE berichtete.
Diese Ankündigung führte dazu, dass am Montag sowohl Aktienkurse als auch der Wert des US-Dollars unter Druck gerieten. Die unberechenbare Handelspolitik der USA mit steigenden Importzöllen könnte dazu führen, dass sich weitere Länder von den USA distanzieren, was Probleme für die US-Währung nach sich ziehen dürfte.
Es ist unklar, welche Länder das US-Schreiben konkret erhalten haben, aber da die Aufforderung an Verhandlungspartner gerichtet ist, kann davon ausgegangen werden, dass zumindest die EU, Japan, Vietnam und Indien betroffen sind, da sie bereits in Gesprächen mit Washington stehen.
Offiziell hat die US-Regierung eine Frist von fünf Wochen gesetzt, bis zum 8. Juli. Donald Trump hatte zunächst eine 90-tägige Aussetzung der Zollerhebungen angekündigt, jedoch die Pläne aufgrund von Turbulenzen an den Aktien-, Anleihe- und Devisenmärkten vorerst eingefroren. Die Verhandlungen, um einen Zollkrieg abzuwenden, gehen derweil weiter.
Aus dem Weißen Haus wurde verlautet, dass man kurz vor dem Abschluss mehrerer Handelsabkommen stehe. Bisher ist lediglich der Abschluss eines neuen Handelsvertrags zwischen den USA und Großbritannien bekannt. In diesem Kontext wurde angekündigt, dass US-Präsident Donald Trump wahrscheinlich noch diese Woche mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping sprechen werde, so Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt. Zuvor hatte Trump China erneut handelspolitische Verstöße vorgeworfen und Peking beschuldigt, eine Vereinbarung über den Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen nicht eingehalten zu haben.
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