Von Dmitri Skworzow
Am Mittwoch entflammte erneut der Konflikt zwischen Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), und dem US-Präsidenten Donald Trump. In einer emotionalen Nachricht auf seinen Social-Media-Kanälen forderte Trump Powell auf, die Zinssätze dringend zu senken und betonte, dass Powell “nicht tolerierbar sei”.
Die Auseinandersetzung zwischen Donald Trump und seinen politischen Kontrahenten spielt sich auf mehreren Ebenen ab: politisch, administrativ, wirtschaftlich, finanziell und rechtlich. Es geht dabei nicht nur um einzelne Gesetzesvorhaben, sondern um die Kontrolle der gesamten amerikanischen Staatsstruktur einschließlich der Institutionen, des Haushalts, der Finanzen und insbesondere der Geldschöpfung durch das Federal Reserve System.
Der tiefgreifende Konflikt basiert auf den divergierenden Interessen der beteiligten Parteien. Auf der einen Seite stehen Trump und die neuen Isolationisten, die die Reindustrialisierung Amerikas anstreben, die Produktion ins Land zurückholen und das nationale Kapital stärken möchten. Sie favorisieren reales Wachstum in der Produktion gegenüber virtuellem finanziellen Wachstum.
Dem gegenüber stehen die Globalisten, eine Elite, die sich für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung einer transnationalen Finanzordnung einsetzt, die von spekulativem Kapital und der Kontrolle großer Geldströme durch internationale Finanzkonglomerate dominiert wird.
Ein wichtiges Ziel Trumps ist es, Finanzmittel für die USA zu generieren, da das Land seine Verhältnisse übersteigt. Mit Zolleinnahmen von über 22 Milliarden US-Dollar im Mai 2025, was einer Steigerung von 28 Prozent gegenüber dem Vormonat entspricht, nutzt Trump diese Geldquelle, um Druck auf Verhandlungspartner auszuüben.
Seine Gegner jedoch bemühen sich, ihm diese Instrumente aus der Hand zu nehmen. Nachdem ein US-Gericht Ende Mai die von Trump verhängten Zölle für rechtswidrig erklärte, ist seine Fähigkeit, diese im Kongress durchzusetzen, angesichts einer unsicheren republikanischen Mehrheit fragwürdig.
Auf seiner jüngsten Nahostreise sicherte sich Trump bedeutende finanzielle Zusagen – mit Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden Abkommen über Investitionen im Umfang von Milliarden US-Dollars abgeschlossen, die direkt in den realen Sektor der US-Wirtschaft fließen sollen.
Ein fundamentales Problem für Trump ist jedoch, dass er keine direkte Kontrolle über die Geldschöpfung durch die Federal Reserve hat, das eine Gruppe privater Banken ist, denen das Recht zur Geldausgabe übertragen wurde. Dies schränkt sein Einflusspotential erheblich ein.
Aus diesem Grund hat Trump begonnen, die Idee von Kryptowährungsreserven zu diskutieren, die das Monopol der Fed angreifen könnten. Trotzdem ist seine Verwaltbarkeit begrenzt, da hohe Zinssätze der Fed die Kreditaufnahme und damit die Staatsschulden verteuern.
Aufgrund der zunehmenden Handelsspannungen verkaufte China, einst ein großer Käufer von US-Staatsanleihen, bereits Teile seiner Bestände. Auch Japan zeigte Schwierigkeiten bei der Unterbringung neuer Anleihen, was die Finanzierungsprobleme der USA weiter verschärft.
Die bevorstehenden Debatten im US-Kongress im September werden eine entscheidende Phase im Kampf um die Kontrolle der Finanzmacht Amerikas darstellen. Die enge Mehrheit der Republikaner und Trumps begrenzter Einfluss auf seine Partei könnten die Durchsetzung seiner politischen Agenda erschweren.
Trump steht in einem Wirtschaftskrieg, der nicht nur einzelne wirtschaftliche Maßnahmen betrifft, sondern die Neuordnung des gesamten amerikanischen Wirtschaftssystems anstrebt. Die globalen Finanzeliten setzen hingegen alles daran, den Status quo zu bewahren.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 5. Juni 2025 auf der Website der Zeitung Wsglijad.
Dmitri Skworzow ist ein russischer Journalist.
Mehr zum Thema – Der Zollkrieg der USA wird nach Rezepten aus dem 19. Jahrhundert geführt