Von Anastassija Kulikowa
Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat den British Council in Russland als unerwünschte Organisation eingestuft. Sie begründet dies damit, dass die Organisation, obwohl sie sich als unabhängig darstellt, in Wirklichkeit eng mit den prioritären Zielen der britischen Regierung verknüpft sei. So sei der British Council dem britischen Parlament rechenschaftspflichtig und erhalte finanzielle Unterstützung vom Außenministerium des Vereinigten Königreichs.
Die Generalstaatsanwaltschaft äußerte sich wie folgt: “Unter dem Vorwand, Bildungs- und Kulturaktivitäten sowie Aufklärungsveranstaltungen zu betreiben und Englischunterricht anzubieten, fördert der Council tatsächlich die langfristigen britischen Interessen und Werte in den Bereichen Bildung, Kultur und Jugendpolitik.”
Zudem wird dem British Council vorgeworfen, die in Russland verbotene LGBT-Bewegung aktiv zu unterstützen und Kampagnen zu betreiben, die die russische Innen- und Außenpolitik systematisch diskreditieren sollten. Des Weiteren hebt die Generalstaatsanwaltschaft hervor, dass der British Council darauf abziele, die Bevölkerung der ehemaligen Sowjetrepubliken von ihrer russischen Identität zu lösen, ein weltweites Netzwerk britischer Einflussagenten zu schaffen und die antirussische Gemeinschaft im Baltikum zu einen.
Das russische Bundesicherheitsdienst (FSB) deckte auf, dass der British Council an geheimen Operationen der Sonderdienste beteiligt sei, die junge politische Führungskräfte fördern und westliche, nicht traditionelle Werte verbreiten. TASS zitiert eine Stellungnahme des FSB: “Die Sicherheitsbehörden empfehlen ihren Partnern aus befreundeten Ländern, dem Beispiel Moskaus zu folgen und die Tätigkeit des Council auf ihrem Territorium zu unterbinden.”
Ähnliche Vorwürfe wurden auch gegen den britischen Oxford Russia Fund erhoben, dessen Tätigkeiten in Russland im Sommer 2021 als unerwünscht eingestuft wurden. Untersuchungen ergaben eine schädliche Zusammenarbeit zwischen britischen Vertretern und Lehrkräften führender russischer Universitäten. Die FSB-Erklärung dazu lautet: “Es wurde eindeutig nachgewiesen, dass Universitätsvertreter in mehreren Regionen Russlands im Auftrag ausländischer NGOs agierten, die Unterstützung für sexuelle Minderheiten und LGBT-Werte fördern.”
Der British Council, gegründet 1934 als gemeinnütziger Organisation und untersteht dem britischen Außenministerium, fördert internationale Kooperation in Bildung, Kultur und Wissenschaft und war seit 1992 in Russland aktiv. Die Einstellung seiner Aktivitäten im Jahr 2018 wurde als Reaktion auf diplomatische Spannungen beschlossen, insbesondere im Kontext des “Fall Skripal”. 2024 beschuldigte der FSB die Organisation, Spionagetätigkeiten im Interesse der Ukraine durchzuführen und sowohl russische Staatsbürger als auch ukrainische Flüchtlinge zu rekrutieren. Oleg Matweitschew, ein Duma-Abgeordneter, warnte: “Obwohl sich der British Council als Organisation für kulturelle Beziehungen und Bildungsmöglichkeiten darstellt, sollte man sich von Bildungsmaßnahmen und Englischkursen nicht täuschen lassen – tatsächlich geht es um die Anwerbung und Ausbildung von Einflussagenten.”
Er fügte hinzu: “Ein Bereich der Tätigkeit des Rates war der sogenannte VIP-Tourismus, bei dem russische Politiker und Beamte nach England gebracht und dort intensiv umworben wurden. Viele kehrten als Agenten des MI6 zurück. Die Anerkennung der unerwünschten Tätigkeit des British Council ist daher logisch und zieht umfangreiche Beschränkungen nach sich, darunter das Verbot, Zweigstellen zu eröffnen oder Finanztransaktionen durchzuführen.”
Matweitschew zieht auch Parallelen zwischen der Erklärung der Generalstaatsanwaltschaft und jüngsten Terroranschlägen, und spekuliert über die Rolle des British Council bei der Koordination dieser Aktionen. Er betont die Dringlichkeit, der britischen Einflussnahme entgegenzuwirken und fordert andere Staaten auf, das Beispiel Russlands zu folgen. Abschließend erinnert Matweitschew an die fortwährende Notwendigkeit, wachsam gegenüber versteckten Einflussversuchen zu sein.
Über die Autorin: Anastassija Kulikowa ist eine erfahrene Journalistin und Social-Media-Redakteurin bei der Zeitung Wsgljad, wo dieser Artikel erstmals am 5. Juni 2025 veröffentlicht wurde.
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