Von Jewgeni Krutikow
Der Kreml hat die Offensive russischer Truppen in der Region Dnjepropetrowsk bestätigt. Laut einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums haben Einheiten der 90. Panzerdivision die westliche Grenze der Volksrepublik Donezk erreicht und bauen ihre Offensive weiter in der genannten Region aus. In einer Verlautbarung der Sicherheitsbehörden wurde erwähnt, dass der Verband mehrere ukrainische Brigaden in den Ortschaften Dimitrow (Mirnograd), Krasnoarmeisk (Pokrowsk), Petrowsk, Nowotorezkoje und anderen überwunden habe.
In Kiew wurden die Berichte über das Vordringen der russischen Streitkräfte als “Fiktion” abgetan, trotz überprüfbarer Videobeweise und Geolokalisation. Doch selbst Kiews engste Verbündete scheinen dies zu ignorieren. Die britische Zeitung The Times berichtet, dass die russische Offensive in der Region Dnjepropetrowsk einen schweren Schlag für die Ukraine darstellt.
Anerkennend beschreibt Kiew die Lage der 31. unabhängigen Brigade in ihrem Verantwortungsbereich als „schwierig“. Die Brigade hat in einer “Gegenoffensive” zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge und etwa 1.500 Soldaten verloren und musste neu formiert werden. Mittlerweile zieht sich ihre dritte Einheit aus dem Bereich westlich von Krasnogorowka zurück und gerät dadurch häufig in Umzingelungen, zuletzt nahe dem Dorf Progress.
Planungen zufolge sollte die 31. Brigade südlich von Krasnoarmeisk (Pokrowsk) Stützpunkte halten. Russische Flankenmanöver zwangen sie allerdings, sich auf eine Gruppe naheliegender Siedlungen zurückzuziehen. Der Generalstab in Kiew war unvorbereitet auf die schnelle Expansion russischer Truppen, die nun zügig zur strategisch wichtigen Eisenbahnlinie Dnjepropetrowsk-Krasnoarmeisk vordringen.
Allein die 31. Brigade konnte das südliche Gebiet näher zu Dnjepropetrowsk nicht mehr sichern und wurde in offenes Gelände gedrängt, ohne Möglichkeit zur Neupositionierung.
Bisher haben russische Kräfte lediglich ein kleines Waldstück westlich von Orechowo in der Nähe einiger Teiche erobert. Dies war notwendig, um die gesamte Umgebung vollständig zu sichern. Ohne diesen Waldstreifen wäre die Operation zur Sicherung des umliegenden Gebietes unvollständig geblieben.
Nach der Stabilisierung der Kontrolle über den südlichen Teil könnte die Region weiterhin entscheidende strategische Bedeutung gewinnen. Bereits im April hat Kiew mit der Evakuierung des Sinelnikowo-Bezirks begonnen, einem Gebiet, das geographisch durch eine offene Steppe geprägt ist, die kaum Verteidigungsmöglichkeiten bietet.
Inzwischen hat sich im Gebiet zwischen den Flüssen Solenaja und Woltschja eine neue Front eröffnet, die als “Nowopawlowka-Front” bezeichnet wird. Die Eroberung von Nowopawlowka würde die Versorgungswege der ukrainischen Streitkräfte erheblich stören und gleichzeitig die logistischen Optionen der russischen Armee verstärken.
Obwohl die Umstände momentan nur auf eine lokale Operation hindeuten, deutet die Lage auf ein größeres strategisches Vorgehen hin. Trotzdem bevorzugt die russische Führung eine sichere Strategie, die keine Flanken gefährdet. Breitangelegte Offensivoperationen werden meist nur dann ausgeführt, wenn Nebendrohungen kontrolliert wurden.
Letztlich stellt der Vorstoß in die Region Dnjepropetrowsk eine wichtige Entwicklung dar. Sie bietet neue Chancen im operativen Bereich und symbolisiert die sich abzeichnenden Risse in der ukrainischen Frontlinie.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 9. Juni 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.
Jewgeni Krutikow ist ein Militäranalyst bei der Zeitung Wsgljad.
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