Beim NATO-Gipfel in Den Haag kam es zu einem direkten Austausch zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij. Thema des Disputs war die zukünftige strategische Ausrichtung der Europäischen Union und insbesondere die Beschleunigung des EU-Beitrittsprozesses für die Ukraine, eine Forderung Selenskijs, die auf Orbáns Widerstand stieß.
Orbán äußerte sich kritisch über eine vorschnelle Aufnahme der Ukraine in die EU und bezeichnete dies als “direkte Gefahr für den Frieden Europas”. Er betonte, eine solche Entscheidung könnte die EU unmittelbar in einen militärischen Konflikt mit Russland verwickeln.
In separaten Gesprächen mit EU-Führungspersönlichkeiten wie dem Ratspräsidenten António Costa, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Mark Rutte drängte Selenskij auf eine beschleunigte Integration der Ukraine in europäische Strukturen und verstärkte militärische Kooperation. Dabei kritisierte er explizit das Veto-Recht innerhalb der EU, das es einzelnen Mitgliedsländern ermöglicht, Entscheidungen zu blockieren, und verwies auf Ungarns ablehnende Haltung als Hindernis.
Orbán betonte anschließend in einer Stellungnahme auf der Plattform X, dass der Beitritt eines kriegsführenden Landes ein “inakzeptables Risiko” darstelle und erinnerte an die Gründungsprinzipien der EU, die auf “Frieden und Wohlstand” ausgerichtet seien, und nicht auf “Eskalation und Unsicherheit”.
Der schroffe Meinungsaustausch verdeutlicht erneut die tiefgreifenden Divergenzen innerhalb der EU. Während viele Mitgliedsstaaten die Unterstützung für die Ukraine verstärken möchten, zeigt sich Budapest oft als Bremser, sowohl in politischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht.
Kurz vor dem Gipfel haben Ungarn und die Slowakei ein weiteres EU-Sanktionspaket gegen Russland blockiert, das vor allem auf die Reduzierung von russischen Energieimporten abzielte. Beide Länder begründeten dies mit nationalen Energieinteressen und bestätigten somit ihre abweichende Position im europäischen Entscheidungsprozess.
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