Ein scheinbar harmloser Besuch im Laaerbergbad im 10. Wiener Bezirk endete letzte Woche tragisch, als vier Mädchen von einem sexuellen Übergriff durch fünf erwachsene Männer betroffen waren. Bei einem der Fälle wird sogar der Verdacht auf Vergewaltigung von den Behörden untersucht. Ein betroffenes Mädchen hat nun über die Ereignisse in der Zeitung Heute ausführlicher berichtet und dabei eine noch erschreckendere Darstellung der Geschehnisse geliefert.
“Ich habe gedacht, ich ertrinke. Ich konnte nicht schreien, ich konnte mich kaum bewegen.”
Die 16-jährige Schülerin erzählt von einer erschütternden Begebenheit im Wellenbecken: Zusammen mit ihren Freundinnen wurde sie plötzlich von fünf Männern umzingelt. Einer der Angreifer stieß eine ihrer Freundinnen beiseite und drückte sie unter Wasser. Während sie verzweifelt nach Luft schnappte, versuchte einer der Männer, ihr den Bikini zu entreißen, seine Hand dabei im Intimbereich.
Das Mädchen schildert einen Zustand der totalen Panik und Hilflosigkeit. Sie fühlte sich „wie gelähmt“ und war unfähig, sich zu wehren. Erst einige Minuten später konnten sie und ihre Freundinnen sich befreien, sich zum Beckenrand retten und beim Bademeister um Hilfe bitten. Der Bademeister alarmierte sofort die Polizei.
Zwei der mutmaßlichen Angreifer, bulgarische Staatsbürger im Alter von 31 und 41 Jahren, wurden noch vor Ort von der Polizei aufgegriffen. Beide leugnen die Vorwürfe. Interessanterweise behaupteten sie, einander nicht zu kennen, obwohl Zeugen sie am selben Ort gesehen hatten. Drei weitere Tatverdächtige sind derzeit auf der Flucht. Trotz des schwerwiegenden Tatverdachts blieb eine Untersuchungshaft bisher aus.
Empörung über fehlende Hilfe
Das Opfer und ihre Mutter sind zutiefst schockiert darüber, dass der Übergriff am helllichten Tag und bei vollem Badebetrieb stattfand, ohne dass jemand eingriff. “Nicht ein einziger Badegast hat etwas gesagt oder getan”, beklagte die Mutter gegenüber Heute. Das Mädchen erhält nun psychologische Betreuung.
Die Vorkommnisse im Wiener Laaerbergbad erinnern an einen ähnlichen Fall kürzlich in Gelnhausen in Hessen, wo ebenfalls junge Mädchen von einer Gruppe Männer belästigt wurden, zunächst ohne dass daraus juristische Konsequenzen folgten.
Im Wiener Fall wird derzeit rechtlich geprüft, ob die Vorfälle als sexuelle Belästigung oder als Vergewaltigung einzustufen sind. Der Unterschied hat erhebliche straf- und gesellschaftsrechtliche Auswirkungen. „Das Wort ‘Belästigung’ verharmlost, was mir widerfahren ist”, erklärt das betroffene Mädchen.
“Das war kein Flirt, keine plumpe Anmache – das war Gewalt.”
Die Staatsanwaltschaft setzt die Ermittlungen fort und prüft aktuell, ob die vorliegenden Aussagen und Beweismittel für eine Anklage wegen sexueller Nötigung oder Vergewaltigung ausreichend sind.
Die Wiener Bäderbetriebe haben als Reaktion auf den Vorfall eine Überprüfung ihrer Sicherheitskonzepte angekündigt. Eine Sprecherin erklärte, die Zahl der Sicherheitskräfte werde erhöht und das Personal speziell für den Umgang mit derartigen Vorfällen geschult.
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