Im Strafprozess gegen den US-amerikanischen Rapper und Musikunternehmer Sean “Diddy” Combs wurde am Mittwoch ein erstes Urteil ausgesprochen.
Eine Jury in Manhattan befand den 55-jährigen Combs in zwei von fünf Anklagepunkten für schuldig – konkret ging es um den Transport von zwei Frauen zur Prostitution. In den anderen Anklagepunkten, zu denen organisierte Kriminalität und Menschenhandel zählten, wurde er jedoch freigesprochen.
Zwei Schuldsprüche, drei Freisprüche
Das Urteil der zwölf Geschworenen fiel einstimmig. Combs wurde nach dem “Mann Act”, einem seit mehr als 100 Jahren bestehenden Bundesgesetz, das den Transport von Personen zu Zwecken der Prostitution verbietet, für schuldig befunden. Die identitäten der betroffenen Frauen blieben teilweise anonym; bekannt ist nur, dass es sich um seine frühere Partnerin Cassie Ventura und eine weitere Zeugin handelt, die im Verfahren als “Jane” bezeichnet wurde.
Die Jury sprach Combs in drei weiteren Punkten frei:
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Verschwörung zur Gründung einer kriminellen Organisation
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zwei Fälle von Menschenhandel
Damit bleiben die gravierendsten Anklagepunkte ohne rechtliche Folgen.
Der Prozess gegen den einstigen Musikmogul startete am 5. Mai und zog sich über mehrere Wochen hin. In dieser Zeit legten 34 Zeugen, darunter ehemalige Mitarbeiter und mutmaßliche Opfer, Zeugnis ab. Die Anklage stellte Combs als jemanden dar, der jahrelang seine Position ausnutzte – durch den Einsatz von Alkohol, Isolation, Drohungen und finanzielle Abhängigkeit der Betroffenen.
Die Verteidigung beschrieb diese Vorwürfe als konstruiertes Narrativ und betonte, dass Combs zwar einen exzentrischen Lebensstil pflege, jedoch kein Krimineller sei. Die Reisen, die er mit seinen damaligen Partnerinnen unternahm, seien einvernehmlich gewesen.
Combs äußerte sich im Gerichtssaal nicht und plädierte auf nicht schuldig in allen Punkten. Während der Urteilsverkündung saß er ruhig da; zu seinen Zuschauern zählten seine Mutter Janice und mehrere seiner Kinder, einschließlich seiner 18-jährigen Zwillingsmädchen Jessie und D’Lila.
Der Fall hat weitreichende juristische und kulturelle Auswirkungen. Combs, ehemals ein führender Produzent in der Hip-Hop-Industrie, war in den letzten Jahren bereits heftig kritisiert worden. Mehrere außergerichtliche Einigungen in Zivilklagen wegen sexuellen Fehlverhaltens wurden erreicht. Dieser Strafprozess markierte einen Höhepunkt in der Debatte über Machtmissbrauch und problematische Strukturen in der Musikindustrie.
Obwohl Combs in vielen Punkten freigesprochen wurde, könnten die zwei Schuldsprüche sein Ansehen langfristig schädigen.
Unabhängig vom finalen Strafmaß illustriert der Fall die sich wandelnde gesellschaftliche Haltung gegenüber prominenten Persönlichkeiten mit großer Macht. “Der Schuldspruch mag begrenzt sein – die Botschaft ist es nicht”, äußerte eine Journalistin außerhalb des Gerichts. “Niemand steht über dem Gesetz, auch nicht in der Musikbranche.”
Es bleibt abzuwarten, ob dies das letzte rechtliche Kapitel für Diddy darstellt. Weitere rechtliche Auseinandersetzungen könnten folgen, und der Fall unterstreicht einmal mehr die enge Verflechtung von Ruhm, Macht und Missbrauch in der US-Unterhaltungsindustrie.