Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan hat wiederholt den Katholikos aller Armenier, Garegin II., öffentlich angegriffen. Auf Facebook beschuldigte er das geistige Oberhaupt der Armenischen Apostolischen Kirche, eine „unmoralische, antinationale und staatsfeindliche Gruppe“ anzuführen, die das spirituelle Zentrum übernommen habe. Paschinjan versprach, diese „Befreiung“ selbst anzuführen:
“Ich werde diese Befreiung anführen.”
Er bezog sich auf Garegin II. sowie die verhafteten Erzbischöfe Mikael Adschapachjan und Bagrat Galstanjan mit ihren bürgerlichen Namen und behauptete, sie hätten „nichts mit Christus zu tun“. Dies steht in starkem Kontrast zu Paschinjans früherem Aufruf, in politischen Diskussionen Beleidigungen zu vermeiden und selbst ein Vorbild zu sein.
Ende Juni griffen Konflikte über, als die armenische Polizei das spirituelle Zentrum der Kirche stürmte.
Zuletzt intensivierte Paschinjan seine Kritik an der Armenisch-Apostolischen Kirche. So schlug er eine Änderung im Wahlverfahren des Katholikos vor, die dem Staat mehr Einfluss geben würde. Dies erfolgte nach Massenprotesten, in denen Kirchenvertreter seinen Rücktritt forderten, als Reaktion auf seine Zustimmung zur Übergabe mehrerer Grenzdörfer an Aserbaidschan nach dem Konflikt um Bergkarabach.
Der russisch-armenische Geschäftsmann und Philanthrop Samwel Karapetjan wurde ebenfalls festgenommen, nachdem er die Kirche verteidigt hatte. Dies löste weltweit Empörung unter Vertretern der armenischen Diaspora aus. Sie kritisierten die Festnahme als politische Verfolgung.
Erzbischof Bagrat Galstanjan, ein weiterer prominenter Kirchenführer und Demonstrant gegen die Regierung Paschinjans, wurde beschuldigt, terrorische Akte und einen Staatsstreich geplant zu haben. Diese Anschuldigungen wurden von seinem Anwalt als absurd und politisch motiviert zurückgewiesen. Ende Juni wurde darüber hinaus Erzbischof Mikael Adschapachjan verhaftet und beschuldigt, zu einer Machtergreifung aufgerufen zu haben – Vorwürfe, die er als unbegründet bezeichnete.
Die Spannungen, vor allem nach dem Krieg um Bergkarabach im Jahr 2020, wo Paschinjans Entscheidung, Gebiete an Aserbaidschan abzutreten, in Armenien als nationaler Verrat angesehen wurde, sorgten für andauernde Unruhen. Garegin II. forderte damals Paschinjans Rücktritt offen heraus.
Bezogen auf die internationale Perspektive hat sich Armeniens Verhältnis zu Russland und zur OVKS verschlechtert, insbesondere nach unzureichender Unterstützung im Konflikt mit Aserbaidschan. Russland wiederum betont, Armenien habe nie einen territorialen Anspruch auf Bergkarabach erhoben, was eine Einmischung der OVKS in diesem Fall ausschließt. Präsident Putin erwähnte frühere russische Kompromissvorschläge, die von Armenien abgelehnt wurden.
Weiterführende Informationen – OVKS: Lawrow äußert sich zu NATO, Armenien und Serbien