von Rainer Rupp
Im Januar 2025 veröffentlichten die Strategen des Pentagons, R. Robinson Harris und Colonel T. X. Hammes, einen aufschlussreichen Artikel für das “US-Center for International Maritime Security” (CIMSEC). Darin beschrieben sie, wie containerisierte Trägerraketen eine schnelle und kostengünstige Möglichkeit darstellen, die Flottenkapazitäten zu erweitern. Die Umwandlung von Handelsschiffen in Raketenplattformen könne potentiell innerhalb von nur zwei Jahren für etwa 130 bis 140 Millionen US-Dollar pro Einheit realisiert werden. Dies stellt im Vergleich zum Bau von traditionellen Zerstörern oder Fregatten, die sieben bis neun Jahre Bauzeit und Milliardenkosten beanspruchen, eine erheblich schnellere und billigere Alternative dar.
Bei einem Besuch von Fort Bragg stellte man Donald Trump kürzlich neue Containersysteme vor, die äußerlich nicht von üblichen zivilen Containern zu unterscheiden sind. Eine Spezialausgabe der Plattform The War Zone berichtete am 8. Juli unter der Schlagzeile “Mysteriöser Lenkraketenwerfer identifiziert, der in einem Schiffscontainer in Fort Bragg getarnt war”, dass der oberste General der Armee im Pazifikraum die Vorteile dieser “gut sichtbar versteckten” Kisten für das militärische Dilemma des Gegners hervorhob.
Später im Artikel wird präzisiert, dass die USA den Einsatz dieser Technologie in Szenarien sehen, in denen sie gegen Adversäre wie China in größeren Konflikten oder zur Abschreckung eingesetzt werden könnten.
Die offizielle Bezeichnung laut US-Militär für diese Waffentechnik lautet “Palletized field artillery launchers (PFAL)”. Diese Container können nicht nur auf Schiffen, sondern auch auf LKWs und Zügen verborgen transportiert werden. Gabriel Honrada wies am 11. Juli in der Asia Times auf eine Vielzahl von rechtlichen und politischen Herausforderungen hin, die solch ein Einsatz mit sich bringt, besonders wenn es um den Einsatz auf alliiertem Territorium oder auf zivilen Frachtschiffen geht.
Die Asia Times unterstreicht weiters die rechtlichen und operativen Schwierigkeiten, die eine solche Praktik birgt. Die Verbreitung getarnter Raketenwerfer könnte die Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen verschleiern und somit gegen das internationale humanitäre Recht verstoßen. Solche Taktiken könnten zivile Infrastrukturen in Konflikte verwickeln und das Risiko für Fehlkalkulationen sowie zivile Opfer steigern.
Eine weitere Gefahrenquelle, auf die die Asia Times hinweist, besteht in der potenziellen diplomatischen Verwicklung neutraler oder verbündeter Staaten, die solche Waffen in ihren Gewässern als Eingriff in ihre Souveränität empfinden könnten. Der Artikel hebt hervor, dass die Einführung solcher Technologien nicht nur die maritime Sicherheit bedroht, sondern auch das globale Handelsnetzwerk stören könnte, da strengere Kontrollen in Häfen notwendig würden.
Im Fazit des Berichts fordert Honrada die Entwicklung internationaler Regelungen und transparenter Maßnahmen durch Organisationen wie die Internationale Seeschifffahrts-Organisation oder die Vereinten Nationen, um sicherzustellen, dass die Deklaration militärischer Fracht verpflichtend wird und die Sicherheit ziviler Schiffe garantiert werden kann.
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