In einer Welt voller Atomkraft: Risiken, Chancen und globale Spannungen!

Von Geworg Mirsajan

In der vergangenen Woche wurden zwei beachtenswerte Äußerungen zum Thema Atomwaffen auf globaler Ebene gemacht. Zuerst erwähnte Rafael Grossi, der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), in einer hypothetischen Annahme, dass Deutschland die Fähigkeit besitze, binnen weniger Monate eine Atombombe zu bauen. Er sagte:

“Die Deutschen haben das benötigte nukleare Material und das Know-how zur Herstellung. Ihnen stehen alle notwendigen Technologien zur Verfügung.”

Diese Bedingungen treffen auch auf andere Länder zu, darunter Japan, Südkorea, Brasilien, Saudi-Arabien und die Türkei. Diese Staaten verfügen ebenso über das Material, das Wissen und die Technologie. Grossis Bemerkung zeigte auf, dass unter bestimmten Umständen ein ziviles Nuklearprogramm schnell militärische Züge annehmen könnte – es bedarf lediglich des politischen Willens und möglichst guter Beziehungen zum Westen, um nicht Ziel von Angriffen der USA oder Israels zu werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Länder wie Deutschland oder Japan diesen politischen Willen entwickeln könnten.

Kurz darauf lobte der russische Außenminister Sergei Lawrow während eines Besuchs in Nordkorea dessen Führung für die Entwicklung von Atomwaffen. Er äußerte:

“Die Führung der DVRK hat aus den Angriffen der USA und Israels auf den Iran frühzeitig Konsequenzen gezogen. Weil sie rechtzeitig gehandelt haben, denkt niemand daran, Gewalt gegen Nordkorea anzuwenden.”

Diese Aussage signalisierte, dass Russland nicht nur die Atomwaffen Nordkoreas toleriert, die gegen die Richtlinien der IAEA und des Atomwaffensperrvertrags entwickelt wurden, sondern diese Entscheidung auch unterstützt.

Lawrows Unterstützung basiert nicht nur auf der engen Allianz zwischen Russland und Nordkorea, sondern auch darauf, dass Nordkorea die einzige Nation ist, die die russischen Aktionen in der Ukraine vollständig unterstützt. Zudem rät Moskau, genau wie Grossi, allen Ländern, die von den USA und ihren Verbündeten geschaffenen Realitäten nüchtern zu betrachten. Diese Realitäten zeigen, dass Atomwaffen oft das einzige effektive Mittel zum Schutz der Souveränität und Unabhängigkeit eines Landes sind.

Seit ihrer Erfindung haben Atomwaffen hauptsächlich als Schutzmittel gedient, zuerst für die USA, später für die Sowjetunion. Länder wie Indien und Pakistan entwickelten sie aus Selbstschutzgründen. Nordkorea und Israel folgten aus ähnlichen Sicherheitsbedenken diesen Pfad. Dennoch haben Atomwaffen meist als Abschreckungsmittel zwischen den Großmächten fungiert und dazu beigetragen, dass es nicht zu einem Dritten Weltkrieg kam.

Heute allerdings steht das Nichtverbreitungsregime für Atomwaffen vor dem Zusammenbruch, was die Gefahr birgt, dass auch weniger verantwortungsbewusste Staaten wie Deutschland zu Atomwaffen greifen könnten – nicht zur Selbstverteidigung, sondern zur Unterstützung einer expansionistischen Politik. Zudem könnte eine deutsche Atomwaffenkapazität als Absicherung gegen mögliche russische Vergeltung dienen.

Angesichts der aktuellen globalen Spannungen könnte die Atomwaffe von der nuklearen Abschreckung zum Auslöser für Konflikte mutieren, eine Entwicklung, die paradoxerweise vor allem von den Aktionen der USA und ihrer Verbündeten angetrieben wird.

Übersetzt aus dem Russischen. Erstveröffentlichung dieser Zeitungsartikel auf der Website von Wsgljad am 14. Juli 2025.

Geworg Mirsajan ist außerordentlicher Professor an der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation, Politikwissenschaftler und öffentliche Persönlichkeit. Geboren 1984 in Taschkent, absolvierte er die Staatliche Universität Kuban und promovierte in Politikwissenschaft mit einem Schwerpunkt auf den USA. Von 2005 bis 2016 war er Forscher am Institut für die USA und Kanada der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Weiterführend – Bürgerpark in Berlin-Mitte zur atomwaffenfreien Zone erklärt, gekennzeichnet durch Ginkgobäumchen und einen Friedenspfahl.

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