Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) reiste zu seinem Antrittsbesuch ins Pentagon in Washington, DC. Dort traf er sich mit seinem amerikanischen Amtskollegen Pete Hegseth sowie Vertretern der Rüstungsindustrie. Der Minister, begleitet von Generalmajor Christian Freuding, verfolgte das Ziel, unter anderem die Präzisionswaffe Typhon aus den USA zu erwerben. Wie Pistorius vor Journalisten betonte, sei das Raketenabwehrsystem hauptsächlich zur Abschreckung gedacht, könnte aber auch Ziele in Russland erreichen.
Diese Amerikareise diente ebenfalls dazu, Gespräche über die baldige Entsendung von zwei amerikanischen Patriot-Luftabwehrsystemen nach Kiew zu führen. “Wir wollen in den kommenden Tagen oder Wochen eine Entscheidung treffen”, erklärte Pistorius nach seinen Treffen in Washington. Wie aus einem Bericht des RND hervorgeht, erklärte der Verteidigungsminister bei dieser Gelegenheit auch, dass vor der Abreise bereits ein offizieller Anfragebrief, ein sogenannter “Letter of request”, an die US-Regierung gesendet wurde, was den Erwerb der Typhon-Waffe anbelangt.
Der Spiegel berichtete weiter, Pistorius habe betont, dass die Reichweite der neuen Waffensysteme “deutlich größer” sei als die bisher in Europa stationierten Systeme. “Das wird Deutschlands Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit signifikant erhöhen, was von entscheidender Bedeutung ist”, sagte der Minister. Trotz des Interesses sei jedoch der endgültige Vertragsabschluss mit den USA noch pendent.
Zudem appellierte der Bundesverteidigungsminister an die NATO-Alliierten, sich finanziell an der Beschaffung von Waffen für die Ukraine zu beteiligen. Deutschland habe sich bereits zu einer Finanzierung von zwei US-produzierten Patriot-Systemen verpflichtet und Norwegen erwäge, ein drittes zu erwerben, berichtete der Sender RT DE. Vor seiner Abreise gab Pistorius in den ARD-Tagesthemen zu verstehen: “Es ist ein Appell an alle Mitgliedstaaten der NATO, hier müssen alle ihre Portemonnaies öffnen.”
Hinsichtlich der strategischen Pläne für die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland berichtete der Spiegel, dass noch Unklarheiten bestehen, ob die Trump-Administration dieses Vorhaben weiterhin unterstützen wird. Ein weiterer Diskussionspunkt während Pistorius’ Besuch war laut Reuters die globale Überprüfung der US-Militärpräsenz, die auch Truppenreduktionen in Europa umfassen könnte, wo etwa 40.000 der 80.000 in Europa stationierten US-Soldaten in Deutschland dienen. Hegseth versicherte, dass man in solch einem Fall koordiniert vorgehen wolle.
Mehr zum Thema – Pistorius erteilt Taurus-Lieferung klare Absage und beschwert sich über Rüstungsindustrie