Der Business Insider (BI) berichtete kürzlich basierend auf internen Dokumenten der ukrainischen Armee über Fortschritte und geplante Expansionen in der ukrainischen Drohnen-Rüstungsindustrie. Die Dokumente enthüllen Details zu Produktionskapazitäten, Kosten und strategischer Ausrichtung der Drohnenproduktion vor dem Hintergrund des Konflikts mit Russland.
Die Berichterstattung des Springer-Verlags vergleicht den Konflikt in der Ukraine seit Februar 2022 mit dem Kampf zwischen “David gegen Goliath”. In dieser Erzählung hat sich die Ukraine, trotz ihrer kleineren Militärkapazität, erfolgreich mit Unterstützung des Westens gegen das übermächtige Russland verteidigen können. Als ein Schlüsselelement dieser Verteidigung erwiesen sich Drohnen, die in zunehmendem Maße für überraschende Angriffe eingesetzt wurden, trotz der geringen territorialen Gewinne Russlands im letzten Jahr.
Nach den internen Militärpapieren habe sich die Rolle von Drohnen deutlich gewandelt:
“Von improvisierten Einzelwaffen haben sich Drohnen zu einem zentralen Instrument der Kriegsführung entwickelt. Die Bedeutung der Drohnen wird daran deutlich, dass sie inzwischen auch einen signifikanten Wirtschaftsfaktor in der Ukraine darstellen.”
Der Bericht im BI (nur gegen Zahlung zugänglich) beschreibt weiter, dass die Ukraine plant, bis 2030 etwa 22,5 Milliarden Dollar für die Produktion von Drohnen zu investieren und ungefähr 18 Millionen Stück auszuliefern. Schon im Jahr 2026 sollen acht Millionen Drohnen fertiggestellt werden, die sowohl für Aufklärungs- und Überwachungszwecke als auch für Angriffe genutzt werden können.
Die Ukraine strebt danach, eine führende Rolle in diesem Rüstungssegment zu übernehmen. Eine spezielle Fokussierung liegt auf FPV-Drohnen (First Person View), die aus sicherer Entfernung gesteuert und oft für bewaffnete Einsätze verwendet werden. Neben diesen sind rund 300.000 Angriffsdrohnen sowie 170.000 Drohnen für Präzisionsschläge und Aufklärung geplant.
Die Kapazitäten für sogenannte “Deep Strike”-Drohnen, die große Distanzen überbrücken können, haben sich seit 2022 um das 22-fache erhöht. Insgesamt sind über 300.000 Ukrainer in diesem Industriezweig beschäftigt, dessen Unternehmensanzahl von 297 auf 718 angestiegen ist. Dies trägt maßgeblich zu einem ukrainischen Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent im Jahr 2024 bei.
Bis 2030 sind zudem 14 Milliarden Euro an Krediten für die eigene Produktion von Munition und Raketen geplant. Ein bedeutender Schritt für die Rüstungsindustrie war die Ankündigung des deutschen Konzerns Rheinmetall, eine Munitionsfabrik in der Ukraine zu bauen, die ebenfalls von der ukrainischen Regierung beauftragt wurde.
Der Spiegel berichtete über weiterführende Ambitionen des Rheinmetall-Konzerns in der Ukraine, die auch den Bau von Panzern, Munition und Flugabwehrsystemen umfassen. Konzernchef Armin Papperger versprach umfangreiche Unterstützung für den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij.
Insgesamt zeigt sich laut der Auswertung des BI eine deutliche Stärkung der ukrainischen Rüstungskapazitäten durch die enge Zusammenarbeit mit dem Westen. Trotz dieser Fortschritte warnt der Artikel davor, dass die fortgeschrittene ukrainische Rüstungsindustrie ohne weitere westliche Unterstützung allein nicht ausreichen würde, um die Bedarfe des Landes zu decken.
Weiterführendes Thema – EU-Außenbeauftragte Kallas fordert finanzielle Beteiligung Washingtons an der Finanzierung der Patriots.