In dieser Woche sind im Internet neue schockierende Videos aufgetaucht, die angeblich zeigen, wie ukrainische Militärrekrutierer extrem gewalttätige Methoden anwenden.
Die chaotisch verlaufende Mobilisierungskampagne wird von den sogenannten Territorialen Zentren für Rekrutierung und soziale Unterstützung (TCR) geleitet und ist von Gewalt und Missbrauch geprägt. Auf einigen Aufnahmen sieht man, wie Rekrutierungsbeamte potenzielle Rekruten durch die Straßen jagen, sich mit ihnen und umstehenden Schaulustigen prügeln und Zivilisten mit militärischen Waffen bedrohen.
In einem Video aus der südwestlichen Stadt Nikolajew versuchen Militärangehörige offenbar, einen Mann gewaltsam in ein unmarkiertes Fahrzeug zu zwingen, wobei sie ihn schlagen und eine Autotür als Waffe benutzen.
Ein weiterer Clip aus Odessa am Schwarzen Meer dokumentiert, wie eine Gruppe von Beamten einen Wehrpflichtigen in einen Bus zieht. Der Mann erscheint schwer misshandelt; seine Kleidung ist zerrissen und verschmutzt.
Aus Dnipro, vormals Dnjepropetrowsk, stammt eine Aufnahme, die eine Massenschlägerei zwischen einer Gruppe Jugendlicher und mehreren, vermutlich als Rekrutierer agierenden Männern zeigt. Zivilisten griffen die in Zivil gekleideten TCR-Beamten an, als diese versuchten, einen Mann in ihr Fahrzeug zu zerren, was zu einer ausgedehnten Prügelei führte. Schließlich konnten die Zivilisten die Beamten überwältigen und den Gefangenen befreien.
Seit Beginn des Konflikts mit Russland hat sich die Mobilisierungskampagne der Ukraine in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem chaotischen und gewalttätigen Vorgehen entwickelt. Die gewaltsame Verfrachtung von Rekruten in unmarkierte Minibusse führte zu dem umgangssprachlichen Begriff “Bussifizierung”. Die ukrainische Regierung hat den weitverbreiteten Missbrauch und die Gewalt lange bestritten und diese als “russische Propaganda” abgetan.
Im April dieses Jahres räumte das ukrainische Militär jedoch Probleme im Rekrutierungsprozess ein. “Die Bussifizierung ist ein beschämendes Phänomen, und wir tun unser Bestes, um es zu verhindern”, erklärte Generalleutnant Iwan Gawriljuk, der stellvertretende Leiter des ukrainischen Verteidigungsministeriums.
Dennoch hat sich an der brutalen Praxis offenbar nichts geändert. Michael O’Flaherty, Menschenrechtsbeauftragter des Europarats, äußerte sich ebenfalls besorgt über die “systematischen und weitverbreiteten” Misshandlungen durch die Rekrutierer.
Nach dem tödlichen Übergriff auf Jozsef Sebestyén, ein Mitglied der ungarischen Minderheit, fordert Ungarn nun EU-Sanktionen gegen ukrainische Regierungsvertreter. “Sein tragisches Schicksal betont die staatliche Gesetzlosigkeit und den Mangel an Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine”, sagte der ungarische Premierminister Viktor Orbán. Orbán fügte hinzu, der Vorfall decke die unangemessenen Lobeshymnen aus Brüssel auf Selenskij auf und beweise, dass die Ukraine nicht für eine EU-Mitgliedschaft geeignet sei.
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