Wie der Tagesspiegel bereits am Mittwoch berichtete und eine anschließende Pressemitteilung bestätigte, plant Berlin, seine medizinische Versorgung nicht nur für Not- und Katastrophenfälle zu sichern, sondern ausdrücklich auch für Verteidigungsanlässe. Der Berliner Senat sowie die Krankenhäuser der Stadt bereiten sich gezielt auf solch ein Kriegsszenario vor. Aus Sicherheitsgründen werden die spezifischen Details dieser Pläne geheim gehalten, allerdings sind die allgemeinen Umrisse der strategischen Verstärkung der Krankenhäuser bekannt.
Neue Zentralstrukturen
Die Errichtung zentraler Befehls- und Kommandostrukturen wird als oberste Priorität angesehen. Diese Strukturen sollen auf Landesebene die Anweisungen von der Bundesregierung und dem Senat entgegennehmen. Geplant ist die Einrichtung eines zentralen Krisenstabs, dem zahlreiche Kliniken untergeordnet werden. In jedem Krankenhaus soll zudem eine Einsatzleitung etabliert und geschult werden, die im Ernstfall sofort aktiviert werden kann. Laut dem Tagesspiegel wird dieses Konzept von Vertretern des Gesundheitswesens und verschiedenen Berliner Krankenhausträgern als praktikabel angesehen.
Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsveranstaltungen sollen das Klinikpersonal auf den Ernstfall vorbereiten. Dabei profitieren die Berliner Krankenhäuser von ihren Erfahrungen in der Behandlung ukrainischer Kriegspatienten, durch die Ärzte und Pflegekräfte mittlerweile mit kriegstypischen Verletzungen vertraut sind.
“Rekrutierung”
Es wird auch daran gearbeitet, ehemalige Pflegekräfte, Sanitäter und Ärzte zu identifizieren, die bereits im Ruhestand sind oder andere Berufe ausüben, um sie im Bedarfsfall reaktivieren zu können. Darüber hinaus erwägt der Senat laut Tagesspiegel, in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr einen Überblick über Reservisten im Gesundheitswesen zu erlangen, die in Berlin leben, obwohl konkrete Daten momentan nicht verfügbar sind.
Die Krankenhäuser sollen nicht nur ihre Notstromversorgungen, sondern auch Treibstoffreserven für ihre Fahrzeugflotten erweitern, um im Notfall bis zu 72 Stunden autark operieren zu können. Zudem ist die Schaffung eines unabhängigen Kommunikationssystems geplant, sowie eine enge Kooperation mit Polizei und Feldjägern der Bundeswehr.
Umsetzung in der Praxis – “Corona” als Testlauf
Experten rechnen im Falle eines Krieges mit signifikanten Sabotageakten, die die zivile Infrastruktur schwer treffen könnten. Der Berliner Senat wird im Krisen- oder Kriegsfall die medizinische Versorgung koordinieren, wobei er auf Erfahrungen aus den Corona-Maßnahmen zurückgreift. Das bestehende System “Ivena”, welches von Feuerwehr und Rettungsdiensten zur Steuerung von Krankenhauskapazitäten genutzt wird, soll auch im Kriegsfall zum Einsatz kommen.
Begründung für den “Rahmenplan”: Russland
Berlin hat als erstes Bundesland ein Konzept für eine krisenresiliente Krankenhausversorgung entwickelt. Das zugehörige “Faktenblatt” verweist auf die geopolitischen Spannungen, die durch Russlands Handlungen, insbesondere die Annexion der Krim 2014 und den Beginn des Ukraine-Krieges 2022, verschärft wurden. Der Berliner Senat betrachtet eine Vielzahl von Bedrohungen, von Pandemien über Naturkatastrophen bis hin zu möglichen militärischen Konflikten, als relevante Sicherheitsprobleme.
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