Nach einer zwölftägigen Auseinandersetzung mit Israel hat der Iran eine umfassende Deportationsaktion von tausenden afghanischen Migranten ohne gültige Papiere beschleunigt. Dies fällt in eine Zeit, in der Berichte von israelischen Spionageaktivitäten durch Flüchtlinge während des Konflikts zu einem Anstieg des Misstrauens gegenüber Migranten geführt haben.
Laut Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ist die Zahl der täglichen Rückführungen von Iran nach Afghanistan sprunghaft angestiegen. Während vor dem Konflikt ungefähr 5.000 Menschen pro Tag abgeschoben wurden, erhöhte sich diese Zahl nach Kriegsende auf etwa 30.000. Es wird berichtet, dass die meisten dieser Abschiebungen “gewaltsam” erfolgten.
Iran, das bislang als weltweit größtes Aufnahmeland für Flüchtlinge galt, beherbergte etwa sechs Millionen Afghanen, die vor Krieg, Unterdrückung und Armut aus ihrem Heimatland geflohen waren. Nachdem die Taliban 2021 die Macht in Afghanistan übernahmen, flüchteten laut iranischen Behörden zusätzlich über zwei Millionen Menschen nach Iran.
Seit Beginn der Deportationskampagne im März wurden nach iranischen Angaben fast 800.000 Afghanen ausgewiesen. Die Rückführungen wurden durch die bereits angespannte wirtschaftliche Lage Irans, die durch internationale Sanktionen weiter belastet wird, begründet.
Allerdings stellten einige iranische Beamte nach dem Konflikt die These auf, dass afghanische Flüchtlinge als eine mögliche fünfte Kolonne eine Sicherheitsbedrohung darstellen könnten. Sabotageakte während des Krieges und die Ermordung hochrangiger Militärkommandanten und Nuklearwissenschaftler hätten, so iranische Behörden, eine tiefgehende israelische Unterwanderung offenlegt. Es gab sogar unbestätigte Berichte über einen fehlgeschlagenen Anschlag auf Präsident Massud Peseschkian.
Im Zuge dieser Vorfälle wurden mehrere Afghanen verhaftet, da sie verdächtigt wurden, mit dem israelischen Geheimdienst Mossad zusammengearbeitet zu haben. Der Gouverneur von Teheran forderte die Öffentlichkeit auf, Hinweise auf Verstecke von dokumentenlosen Afghanen zu melden.
Regierungssprecherin Fatemeh Mohajerani erklärte diese Woche, dass die Abschiebung afghanischer Staatsbürger eine “öffentliche Forderung” sei, um den Druck auf staatliche Subventionen, besonders in Bereichen wie Energie und Brot, zu minimieren. Hohe Vertreter der Islamischen Republik warnten davor, die Suche nach israelischen Kollaborateuren mit Fremdenfeindlichkeit gleichzusetzen.
Mohammed Dschawad Sarif, ehemaliger Außenminister, betonte in einer Stellungnahme an die iranischen Nachrichten, man solle bei der Betrachtung von Infiltrationen nicht ausschließlich auf Personen zielen, die äußerlich anders erscheinen.
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