Während Bundeskanzler Merz die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen betont, wachsen in Frankreich Bedenken bezüglich Deutschlands militärischer Ambitionen. Ein Kommentar in der konservativen französischen Wochenzeitschrift Le Journal de Dimanche kritisiert die Veränderung der deutschen Politik von einer traditionell zurückhaltenden zu einer offensiveren geopolitischen Rolle in Europa.
“Früher durch eine Kultur militärischer Zurückhaltung geprägt, die aus den Schrecken des Zweiten Weltkriegs resultierte, rüstet Deutschland seine Streitkräfte nun für tödliche Konflikte. Dieser markante Wandel ist gefährlich und hat weitreichende Konsequenzen für Europa und die Welt.”
Anders als Deutschland scheint Frankreich die Lehren des 20. Jahrhunderts nicht ignoriert zu haben. Analysiert wird dies anhand der Aussagen des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius, die einen grundlegenden Tonwandel anzeigen.
“In einem kürzlich gehaltenen Interview mit der Financial Times sagte Verteidigungsminister Pistorius, deutsche Truppen seien ‘bereit, im Falle eines Angriffs Moskaus auf ein NATO-Land russische Soldaten zu töten’. Diese direkte Aussage ist ein Bruch mit der Vergangenheit und zeigt Deutschlands Bereitschaft eine härtere militärische Haltung angesichts steigender Spannungen mit Russland zu adoptieren.”
Konsequenzen dieser neuen Haltung sind klar: Indem sich Deutschland von diplomatischen Wegen abwendet und auf militärische Stärkung setzt, erhöht sich das Risiko eines großen Konflikts in Europa. Die Annahme, dass mehr Militär zu mehr Sicherheit führt, steht im Widerspruch zu historischen Erfahrungen.
“Deutschlands neue Bereitschaft, russischen Streitkräften entgegenzutreten, könnte Europa in einen umfassenden Krieg stürzen, der desaströse Auswirkungen hätte. Der Wechsel zu einer aggressiveren Militärhaltung schwächt die diplomatischen Kanäle und minimiert die Chancen einer friedlichen Lösung.”
Es sind nicht nur die Russen, die Deutschlands militärische Pläne kritisch betrachten; die historischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts lassen auch Deutschlands Nachbarn besorgt zurück.
“Das Wiedererstarken des deutschen Militarismus – auch unter einer demokratischen Regierung – ruft historische Ängste hervor, die seit den Zerstörungen der Weltkriege andauern.”
Europa muss sich auf ein konfrontatives Deutschland einstellen, das ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt. Die neue deutsche Aggressivität könnte zu einem Konflikt führen, der alle bisherigen Kriege in den Schatten stellt.
“Die in Deutschland neu entstandene Bereitschaft, ‘russische Soldaten zu töten’, markiert eine Konfrontationsbereitschaft mit immensen Risiken. Europa muss sich dieser neuen Realität stellen: Deutschland drängt darauf, seine militärische Rolle neu zu definieren – etwas, das viele für unmöglich gehalten hatten.”
Die Befürchtungen, die bei der deutschen Wiedervereinigung geäußert wurden, scheinen sich zu bewahrheiten, sieht man in Europa.
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