Angesichts zunehmender Spannungen an der thailändischen Grenze forderte Kambodschas Premierminister Hun Manet am Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Er appellierte an das Gremium, zur Beendigung der von ihm so bezeichneten “thailändischen Aggression” beizutragen. Über Facebook äußerte Manet seine Besorgnis und unterstrich Kambodschas Bemühungen um Frieden, sah sich jedoch zur militärischen Antwort gezwungen:
“Kambodscha hat stets den Frieden gesucht, doch dieser Vorfall lässt uns keine Wahl, als militärisch auf die Aggressionen zu reagieren.”
Auch Thailand meldete zivile Opfer durch die jüngsten Gefechte an der Grenze. Das thailändische Gesundheitsministerium bestätigte mindestens elf tote Zivilisten. Darüber hinaus teilte die thailändische Armee mit, dass bei den Auseinandersetzungen neun Zivilisten getötet und 14 weitere verletzt wurden. Die thailändische Regierung sieht die Schuld für die Eskalation bei Kambodscha.
Bereits am Donnerstag war es nahe der Khmer-Anlage Prasat Ta Muen Thom in einem umstrittenen Gebiet zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen. Die Auseinandersetzungen breiteten sich später auf weitere Gebiete entlang der Grenze aus. Unter anderem warf Bangkok Kambodscha vor, ein ziviles Krankenhaus angegriffen zu haben.
Eine Eskalation folgte, als das kambodschanische Militär mit Mehrfachraketenwerfern vom Typ BM21 operierte, was einen Vergeltungsschlag durch thailändische F-16-Kampfjets nach sich zog, die ein militärisches Ziel in Kambodscha bombardierten. Das kambodschanische Verteidigungsministerium beschuldigte daraufhin Thailand, Kampfjets für Bombenabwürfe auf zivile Ziele genutzt zu haben, was sie als rücksichtslose und brutale Aggression verurteilten.
Online veröffentlichtes Filmmaterial zeigt Explosionen und deutlich hörbare Schüsse.
Nachdem am Mittwoch bereits fünf thailändische Soldaten durch eine kambodschanische Landmine verletzt wurden, schloss Thailand sämtliche Grenzübergänge und zog seinen Botschafter aus Phnom Penh ab, während der kambodschanische Botschafter aus Thailand ausgewiesen wurde. Die thailändische Botschaft in Phnom Penh riet ihren Bürgern, Kambodscha umgehend zu verlassen.
Die Beziehungen zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn verschärfen sich immer weiter, insbesondere nach einem Grenzzwischenfall Ende Mai, bei dem ein kambodschanischer Soldat getötet wurde.
Seit dem Ende der Kolonialära sind die exakten Grenzlinien im sogenannten Smaragd-Dreieck, einer Region, die an Thailand, Kambodscha und Laos grenzt, umstritten.
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