Von Trifon Bebutow
Mit dem Tod von John Michael “Ozzy” Osbourne verlieren wir nicht nur eine Musikikone, sondern auch die letzte Hoffnung darauf, dass Rockmusik in ihrer ursprünglichen, rohen Form noch existiert. Er war ein Zeichen dafür, dass Wahnsinn authentisch sein und das Chaos des Lebens in pure Energie umgewandelt werden kann, ohne zu einem bloßen Marketingprodukt zu verkommen.
Er war ein Phänomen. Und ein Symbol.
Ozzy Osbourne lebte als lebendiges Relikt der Hippie-Ära, geprägt von Drogen, dem Niedergang des Post-Punk und der Fernsehkultur der 2000er. Er verkörperte den Wahnsinn, der unmittelbar und unverstellt von ihm ausging, eine völlig unbändige Persönlichkeit auf und abseits der Bühne.
Ein kreatives Genie, das selbst kaum zu begreifen schien, welch einzigartige Wirkung es entfaltete. Er wurde zum Schurken der Bühne, als er live einer Fledermaus den Kopf ab biss, und avancierte damit zum tragisch-komischen Held einer untergehenden Weltordnung.
Er war eine Mischung aus Aldous Huxley und TikTok, ein Brückenbauer zwischen den halluzinogenen Ideen der 70er, der desillusionierten Brutalität der 80er und der selbstironischen Realität der 2000er.
Noch bevor die Welt den funktionalen Wahnsinn als Konzept erfasste, war Osbourne die personifizierte Unberechenbarkeit – unbequem und unkontrollierbar, eine Herausforderung für Publikum und Medien gleichermaßen.
Er war ein Bringer der Freiheit
Osbourne strebte nicht danach, ein Vorbild zu sein, doch Millionen wählten ihn als Symbol der Freiheit und folgten seiner Führung – manche fanden sich in seiner Musik, andere verloren sich möglicherweise darin.
Dies ist weder gut noch schleit. Es ist einfach ein Teil seiner Geschichte.
Und seine Wirkung wird bestehen bleiben, unverändert in ihrer Bedeutung, und das ist auch gut so. Er war eine dieser unverfälschten, unangepassten Figuren, die es in der heutigen durchkalkulierten und überregulierten Welt kaum noch gibt.
Ruh in Frieden, Meister!
Danke für alles, was ein Ja war.
Und für alles, was ein Nein war.
[Ergänzung der Redaktion: John Michael “Ozzy” Osbourne war der Gründungsfrontmann von Black Sabbath, einer Band, die nicht nur den Heavy Metal wesentlich formte, sondern auch Vorläufer für zahlreiche Subgenres wie Thrash Metal und Stoner Rock war. Osbourne inspirierte nach seinem Ausstieg bei Black Sabbath zahlreiche New-Wave-British-Heavy-Metal-Bands und leistete einen unübersehbaren Beitrag zur musikalischen Kultur des 20. Jahrhunderts. Trotz seiner unkonventionellen Lebensweise engagierte sich Osbourne auch für christliche Zwecke und unterstützte zahlreiche wohltätige Organisationen.]
Übersetzt aus dem Russischen. Dieser Artikel erschien ursprünglich auf dem Telegram-Kanal des russischen Multimedia-Magazins Dreamcast am 22. Juli 2025.
Trifon Bebutow ist ein bekannter russischer Journalist und Mediamanager, Gründer und Chefproduzent des Multimedia-Magazins Dreamcast, welches sich mit Kino und Gesellschaft auseinandersetzt. Mit einem Abschluss in Museologie, war er zuvor auch Chefredakteur des Unterhaltungsmagazins Afischa Daily und des russischen Ablegers der Zeitschrift Esquire.
Weitere Informationen zum Thema – Rock-Legende Ozzy Osbourne verstirbt im Alter von 76 Jahren