Der Import von Babynahrung in den Gazastreifen ist untersagt, wie der britische Chirurg Nick Maynard dem Fernsehsender Sky News mitteilte. In einem Interview erklärte der Moderator die strenge Regelung an den Kontrollpunkten, woraufhin Maynard bestätigte:
“Ja, es ist tatsächlich so, dass sie die Babynahrung beschlagnahmen. Ärzten wird buchstäblich jegliche Babynahrung weggenommen, die sie bei sich führen.”
Maynard, der kürzlich vier Wochen lang in Gaza tätig war und dies seinen dritten Einsatz seit dem Kriegsbeginn im Oktober 2023 markiert, schilderte die extremen Bedingungen und die weitverbreitete Unterernährung in der Bevölkerung. Er berichtete auch von Vorfällen, bei denen IDF-Soldaten an Hilfspunkten auf Zivilisten geschossen haben sollen, was er mit den Worten beschrieb: “Es scheint fast wie ein Schießspiel zu sein”. Laut seiner Aussage sind viele Kinder in Gaza verstorben.
“Es gab vier Frühgeborene, die in meinen ersten zwei Wochen im Nasser-Krankenhaus gestorben sind – und es werden noch viele weitere sterben, wenn nicht endlich angemessene Nahrungsmittel geliefert werden.”
In der Sendung “The World” erzählte er, dass alle Ärzte, die er traf und die Babymilch in ihrem Gepäck hatten, dieses von den israelischen Grenzbeamten beschlagnahmt bekamen. “Es wurde nichts anderes genommen, nur die Babynahrung”, betonte Maynard.
Die Bedingungen im Krankenhaus sind demnach desaströs. Maynard erklärte, dass fast alle Kinder in der pädiatrischen Abteilung nur mit Zuckerwasser ernährt werden. Es gäbe zwar etwas Babymilch für sehr junge Babys, jedoch bei weitem nicht genug. Auch die Ärzte leiden Hunger, zwei seiner langjährigen Kollegen haben dramatisch an Gewicht verloren.
Während Sky News Bilder von schwerkranken, sterbenden Kindern und verzweifelten Menschen, die um Nahrung kämpfen, zeigte, wartet außerhalb großen Mengen an Hilfsgütern, die nicht in den Gazastreifen gelassen werden. Drohnenbilder offenbarten zahlreiche LKW, die an der Grenze stehen und verderbliche Lebensmittel, die ungeschützt in der Sonne liegen.
Weiterhin berichtete der Sender von einem Vorfall, bei dem Menschen bei der Nahrungsmittelausgabe mit Granaten beschossen wurden – ein Umstand, den auch Maynard bestätigte.
“Sie haben sich aufgemacht, um Lebensmittel für ihre Familien zu besorgen und wurden beschossen”, erklärte er. Er berichtete von unterschiedlichen Verletzungsmustern an unterschiedlichen Tagen – eine Systematik, die ihm zufolge alles andere als zufällig wirkte:
“Die Häufung war offensichtlich und kam uns vor wie gezieltes Zielschießen. Ich hätte das nie für möglich gehalten, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.”
Das israelische Militär wies die Vorwürfe strikt zurück, betont, zielgerichtete Angriffe auf Zivilisten seien klar untersagt und behauptet, jede Beschuldigung werde gründlich untersucht. Die IDF erklärte, sie arbeite daran, die Verteilung humanitärer Hilfe zu erleichtern, trotz der komplexen Bedingungen.
Die von Israel kontrollierte Gaza Humanitarian Foundation verwaltet die Hilfslieferungen, nachdem eine Blockade gelockert wurde. Jedoch erreicht nur ein Bruchteil der benötigten Hilfsgüter die Bevölkerung, was laut UN und mehreren humanitären Organisationen zu einer drohenden Massenhungersnot führt.
Mehr zum Thema – Die neue deutsche Staatsräson: das Paktieren mit Islamisten