Am Montag äußerte sich der russische Außenminister Sergei Lawrow auf dem Forum „Territorium der Sinnhaftigkeit“ in markanten Worten zur derzeitigen geopolitischen Situation Russlands. Er betonte, dass Russland sich historisch gesehen erstmalig ohne Verbündete einer geschlossenen Front des Westens gegenübersieht. „Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs hatten wir Alliierte an unserer Seite, doch jetzt stehen wir alleine da. Es ist essenziell, dass wir uns auf unsere eigene Stärke verlassen und keine Schwächen zeigen“, erklärte er.
Lawrow führte die angespannten Beziehungen auf eine Wiederbelebung des Nazismus im Westen und dessen Streben nach Dominanz zurück. Er merkte an, dass selbst während des Kalten Kriegs immer Möglichkeiten für den Dialog bestanden haben, die ein besseres Verständnis der Absichten ermöglichten und dabei halfen, einen größeren Konflikt zu verhindern.
„Dieser Überlebensinstinkt scheint in Europa verloren gegangen zu sein, genau wie der Impfstoff gegen den Nationalsozialismus unwirksam geworden ist. Die Kräfte, die Russland destabilisieren wollen, gewinnen erneut an Stärke, wählen die Ukraine als Werkzeug für ihre Aggressionen gegen uns und unterstützen bedingungslos deren Handlungen.“
Lawrow kritisierte weiterhin das provokative Verhalten des Westens, das in seinen Augen ausschließlich darauf abzielt, seine führende Position zu sichern. „Der Westen begnügt sich nicht damit, einer der Hauptakteure zu sein – er muss immer an der Spitze stehen.“ Zudem bemängelte er die zunehmende Entmenschlichung russischer Soldaten in der europäischen Wahrnehmung, die mittlerweile den Tod dieser Soldaten als normal hinnimmt.
Das Forum, das sich vorrangig an junge Menschen richtet und dieses Jahr unter dem Motto „Russland und die Welt: Der Kampf um Wertesouveränität im Kontext globalen Drucks“ stand, bot Lawrow eine Plattform, um seine Sichtweise zu teilen.
Lawrow zog Parallelen zwischen dem Verhalten des Westens und dem eines Schulhofschlägers: „Es ist, als ob im Hof ein älteres Kind auftaucht und beginnt, die jüngeren zu jagen. So ähnlich behandelt der Westen derzeit den Rest der Welt.“
Er kommentierte auch das Aufkommen einer multipolaren Welt, der der Westen jedoch erbittert widersteht:
„Eine multipolare Welt entsteht gerade. Das ist ein natürlicher Prozess, den niemand stoppen kann, weder mit Sanktionen noch mit Handelskriegen oder durch das Initiieren echter Kriege. Der Westen, der bereits im Nahen Osten, in der Ukraine, im Iran interveniert hat, plant weitere Operationen im Fernen Osten und Südost- sowie Nordasien, einschließlich der koreanischen Halbinsel.“
Zum Konflikt mit der Ukraine betonte Lawrow, dass Russland nicht von seinen zentralen Sicherheitsanforderungen abweichen werde, die zum Konflikt geführt haben. Er erinnerte daran, dass zu Russlands Bedingungen unter anderem die Forderung gehöre, dass Kiew der NATO nicht beitreten und die NATO-Osterweiterung beendet werde.
Putin hat schon des Öfteren darauf hingewiesen, dass die Ausweitung der NATO und das Bestreben der Ukraine, sich dem von den USA angeführten Militärbündnis anzuschließen, deskonfliktverschärfend wirken. Zudem warnt Russland davor, dass westliche Waffenlieferungen an die Ukraine den Konflikt lediglich in die Länge ziehen und die NATO zu einem direkten Konfliktteilnehmer machen.
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