Berlin erlebt eine bisher unerreichte Einwohnerzahl. Mit fast vier Millionen gemeldeten Personen per Dezember 2024 erreicht die Hauptstadt einen neuen Hochstand. Doch dieses Wachstum bringt auch Herausforderungen mit sich: Die Verfügbarkeit an bezahlbarem Wohnraum bleibt weiterhin ein kritischer Punkt. Parallel dazu steigt auch die Zahl der Wohnungslosen signifikant an; sie hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Der Berliner Senat prognostiziert, dass dieser Trend in den kommenden Jahren anhalten wird.
Statistische Daten zur Wohnungslosigkeit
Im Juli stellte die Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus eine Anfrage bezüglich der Sozialdaten zur Wohnungslosigkeit an die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Integration. Sie erkundigten sich nach Prognosen zur Entwicklung der Wohnungslosenzahlen und den geplanten Reaktionen des Senats auf die problematische Lage.
Der Senat differenziert bei der Erfassung drei Gruppen von Wohnungslosen: jene in besonderen Einrichtungen, verdeckt Wohnungslose, die temporär bei Bekannten unterkommen, und Personen, die gänzlich ohne Unterkunft sind und obdachlos leben. Im Januar und Februar 2024 waren 47.260 Personen in Einrichtungen, 6.032 offen obdachlos und 2.364 ohne offiziellen Wohnsitz, aber nicht auf der Straße lebend.
Die Erhebungen umfassen deutschlandweite sowie spezifische Daten für Berlin, wobei obdachlose und verdeckt Wohnungslose bislang nicht in der Berliner Statistik enthalten waren. Diese wurden aber auf Bundesebene 2024 erstmalig ausgewiesen.
Die Berliner Zeitung berichtet, dass die Zahl der Obdachlosen bis 2030 um nahezu 60 Prozent steigen könnte. Dies würde bedeuten, dass etwa 85.600 Menschen in Berlin bis dahin ohne feste Unterkunft wären.
Befürchtungen einer Zunahme der Obdachlosigkeit
Ein Mangel an genauen Daten zu Wohnungslosigkeit bestand lange, jedoch wurden vor drei Jahren erstmals konkrete Zahlen erhoben. Am 31. Januar 2022 waren etwa 25.975 Menschen in Notunterkünften, und diese Zahl ist bis zum gleichen Tag in 2025 auf 53.610 angestiegen. Zum Vergleich: Bundesweit waren am 31. Januar 2025 etwa 474.700 Personen in Notunterkünften gemeldet.
Der Berliner Senat weist darauf hin, dass Mängel in der Datenerfassung bestehen, einschließlich der Erfassung des Bezugs von Sozialleistungen durch die betroffenen Personen.
Für Ende 2029 rechnet der Senat mit einem Bedarf von bis zu 114.564 Plätzen, unter Berücksichtigung von Flüchtlingen, in den Notunterkünften der Stadt.
Die Krise auf dem Wohnungsmarkt
Steigende Mietpreise sorgen dafür, dass mehr Berliner den Kauf von Immobilien in Erwägung ziehen, obwohl sich selbst Besserverdienende dies kaum noch leisten können. Die Nachfrage nach Luxusimmobilien steigt, während die Wohnkrise vor allem im unteren und mittleren Preissegment enorme Auswirkungen zeigt.
Branchenberichten zufolge liegen die Quadratmeterpreise für Wohnungen in Berlin zwischen 5.000 und 6.000 Euro, und für Häuser bei etwa 5.100 Euro. Die Inflation macht es zudem immer schwieriger für die Berliner Mittelschicht, Eigentum zu erwerben. Selbst Personen mit einem Nettojahreseinkommen ab 80.000 Euro stehen, ohne erhebliche Rücklagen, vor großen Herausforderungen beim Immobilienkauf.
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