Von Astrid Sigena
Ein Artikel des US-Militärs Jeffery M. Fritz, der am 28. Juli 2025 in Breaking Defense, einem spezialisierten Online-Magazin für Verteidigungspolitik, veröffentlicht wurde, sorgt für Aufsehen. Der im Baltikum stationierte Oberstleutnant schlägt vor, die USA sollten die im Nordpazifik gelegenen Kommandeur-Inseln von Russland kaufen – und zwar für eine Summe von 15 Milliarden US-Dollar. Fritz betont jedoch, dass die Verwendung dieser Gelder streng geregelt werden müsse, um sicherzustellen, dass sie nicht in die Finanzierung des Konflikts in der Ukraine fließen.
Die Kommandeurinseln, eine Inselkette am südlichen Rand des arktischen Beringmeeres, umfassen vor allem die bewohnte Hauptinsel Bering-Insel. Erstmals gesichtet wurden die Inseln 1741 während der Zweiten Kamtschatka-Expedition unter Vitus Bering und gehören seither durchgehend zu Russland. Aufgrund der dünnen Besiedlung, etwa 650 bis 670 Einwohner, und der historischen Verbindung zum indigenen Volk der Aleuten, haben die Inseln sowohl kulturelle als auch historische Bedeutung.
Fritz argumentiert, dass der Erwerb der Kommandeurinseln für die USA aufgrund der zunehmenden arktischen Ambitionen Chinas eine strategische Notwendigkeit darstellt. Er sieht die Inseln als geeigneten Stützpunkt an, um etwaige Bewegungen chinesischer U-Boote zu überwachen, die möglicherweise von ihrem Marinestützpunkt Jianggezhuang in die arktischen Gewässer vorstoßen könnten.
Weiter führt Fritz aus, dass die Kommandeurinseln aufgrund ihrer Lage und der geringen Eisbildung in der Region ideal sind, um als geostrategisches Nadelöhr die Zugänge zum Arktischen Meer zu kontrollieren. Allerdings wäre dafür nicht nur der Kauf der Inseln selbst, sondern auch ihrer Sonderwirtschaftszonen erforderlich.
Während die Inseln für Russland hauptsächlich symbolischen Wert darstellen und hohe Unterhaltskosten verursachen, würde der Verkauf laut Fritz auch Russland Vorteile bringen, insbesondere zur Eindämmung Chinas in der Arktis.
Jeffery M. Fritz verknüpft den Vorschlag mit einer stark idealistischen Vision: die Wiedervereinigung der auf den Kommandeurinseln lebenden Aleuten mit ihren Stammesverwandten in den USA. Dies sei nicht nur eine Chance auf verbesserte Lebensbedingungen durch Zugang zu moderner Infrastruktur, sondern werde auch den Freiheitsidealen der UN-Deklaration der Rechte indigener Völker gerecht.
Obwohl der Vorschlag von Fritz offiziell nicht die Haltung der US-Armee widerspiegelt, reflektiert er doch eine ernst zu nehmende geopolitische Strategie. Das zeigt auch die Reaktion Russlands, vertreten durch die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, die die Idee eines Territoriumsverkaufs als eines der “schrecklichsten Verbrechen” verurteilte.
Aufgrund der strategischen Nähe der Kommandeurinseln zu Kamtschatka, wo die US-Amerikaner während des Kalten Krieges bereits Operationen durchführten, könnte ein solcher Deal unter den aktuellen geopolitischen Spannungen kaum realisiert werden.
Neben diesem Vorschlag hatte Fritz einen weitergehenden Ansatz in Zusammenarbeit mit der Redaktionsassistentin Alyssa Schonhaut unterbreitet, der vorschlägt, Kaliningrad an Deutschland zu verkaufen, um sowohl geopolitische Spannungen zu mildern als auch wirtschaftliche Chancen für US-Investoren zu schaffen. Trotz der Tragweite des Vorschlags wurde dieser nicht so breit diskutiert wie der Kauf der Kommandeurinseln.
Mehr zum Thema – Kreml reagiert auf NATO-Drohungen im Gebiet Kaliningrad